OVT: Herr Wohlkönig, zur Eröffnungsfeier des Millino kamen rund 600 Leute. Was haben Sie diesmal vor?
Max Wohlkönig: Durch den großen Erfolg im Vorjahr werde ich diese „Eröffnungsfeier“ nach unserem heurigen Betriebsurlaub am 11. November wiederholen, und den Brauch somit beibehalten. Zur Eröffnung des Kinocafés im Vorjahr stellten mir die Einheimischen und Nachbarn einen Super 8-Film zusammen, worin Millstätterinnen und Millstätter aus längst vergangener Zeit zu sehen waren. Dieser wurde bei der Vorführung mit Livemusik von Kindern untermalt. Solche Blicke in die Vergangenheit gefallen den Leuten. Viele haben dabei Bekannte und Verwandte aus alten Tagen wiedererkannt. Letztlich hat die Eröffnung bis weit über Mitternacht gedauert.
Was bewog Sie überhaupt das Kinocafé zu übernehmen?
Im Grunde war es reiner Zufall. Im Sommer 2021 machte ich für einige Wochen – von Berlin kommend – auf der Millstätter Hütte Urlaub. Drei Tage vor Urlaubsende kam ich allerdings ins Überlegen und blieb letztlich bis Ende Oktober als Kellner auf der Hütte und verlängerte schließlich über den Winter. 2022 wollte ich dann ursprünglich ein Hotel kaufen, das Konzept war bereits komplett fertig. Genau in diesen Tagen stieß ich jedoch auf Frau Marielies Auersperg, die Besitzerin des Kinocafé-Komplexes – und sie hat sich wohl gedacht: Der ist der Richtige! Ganz ehrlich bin ich auch durch meinen Hund „Franz“ hiergeblieben und weil es mich nicht mehr wirklich nach Berlin zurückzog.
Mit welchen Filmen bekommt man heute die Leute wieder ins Kino?
Mit Programmkino. Darunter sind gute Komödien, Thriller, aber auch mal politische Dokumentationen. Die Besucherinnen und Besucher kommen aus Lienz, Bad Kleinkirchheim, Salzburg und natürlich aus der näheren Umgebung. Wir spielen fünfmal die Woche abends, wo meist so bis zu 50 Gäste und Kinobesucher da sind.
Ihre Kinoabende haben aber gern auch etwas von einem Event-Charakter?
Vor allem jeden Sonntagnachmittag, wo zuerst ein Musikfilm gezeigt wird und anschließend unser Tanzlehrer-Ehepaar Petra und Valtentin Isopp zum Musikthema des Filmes Tanz unterrichtet. Unlängst war‘s Volksmusik, die Woche drauf zeigten wir die Elvis-Filmbiografie mit Austin Butler und am Sonntag vor unserem Betriebsurlaub gab es bei uns eine „Rumba-Therapie“. Und den Fünf-Uhr-Tee werden wir auch beibehalten.
Haben die drei Coronajahre auch das Kinoverhalten der Leute ge-ändert? Streamingdienste haben seither ja starken Auftrieb erfahren!
Ich sehe die Streamingdienste nicht als Konkurrenz, denn die Leute wollen wieder ins Kino gehen. Man bekommt auch durchaus das Gefühl, dass sich die Kinogeher auch gern mit dieser „Ausrede“ – ich gehe ins Kino – treffen. Für mich war Corona eigentlich ein großer Glücksfall, weil ich schlussendlich davon profitiert habe. Corona war im Juni 2022 eigentlich schon vorbei und die positiven Kontakte und das Zusammentreffen mit anderen Kinogehern wurden bei vielen wieder vorrangig.
Sie gestalten ganz verschiedene Formate in Millino.
Ich bin ganz grundsätzlich einmal für vieles offen. Z. B. ein Kinderfilm am Nachmittag, und die Mütter gehen derweilen auf Kaffee und Kuchen in unserem Café. Beide Locations eignen sich übrigens auch gut für Seminare, Vorträge, Musikveranstaltungen oder Ähnliches.
Das Kinocafé scheint ja weitestmöglich familienfreundlich!
Ich würde es „frauenfreundlich“ bezeichnen. Gerade in den ersten Monaten des heurigen Jahres setzte ich darauf, dass das Trinken nicht so im Vordergrund steht. Damit vergraulte ich sicher anfangs den einen oder anderen. Der heurige Sommer brachte auch zur Hälfte Einheimische und Touristen ins Lokal.
Inwieweit spielt ihr Beruf als Kostümbildner eine Rolle im Kinobetrieb? Damals hatten Sie mit Schauspielern doch öfters zu tun.
Meine Kontakte von früher sind durchaus das eine oder andere Mal hilfreich. So hatte ich heuer im Juni beispielsweise Josef Hader zu Gast und er erzählte über die Dreharbeiten zum Film „Vor der Morgenröte“, wo er die Hauptrolle spielte. Ich habe auch befreundete Filmschaffende nach Millstatt gebracht, die etwa über „Das Finstere Tal“ mit Tobias Moretti vieles zu berichten und erzählen wussten.
Wie sehen Sie heute Ihre Kostümbildner-Karriere?
Ich war z. B. bei Dreharbeiten zu einem österreichischen Film in Pitten in Niederösterreich dabei, habe bei Netflix-Serien in Berlin mitgewirkt, bei einer Produktion über Dr. Sigmund Freud in Prag oder war auch einmal für sechs Monate in Bukarest dabei, wenn ich schnell aufzähle. Ganz egal aber wo ich war, ich bin immer der „Kärntner“ geblieben, ob eben in Berlin, Wien oder New York.
An Berlin denken Sie ja mittlerweile etwas schmunzelnd zurück!
Das stimmt. Im Kinocafé läuft öfters Radio RBB – Rundfunk Berlin-Brandenburg – und wenn ich dann von den vielen Stau-Ansagen dort höre, dann erfüllt es mich mit großer Freude, weil ich nämlich hier am Millstätter See kein Auto mehr brauche.
Würden Sie die deutsche Hauptstadt dennoch gern mal wieder besuchen oder haben Sie andere Wunschträume?
Berlin ist‘s weniger, doch ein Tandem-Fallschirmsprung könnte mich reizen, da ich ja Höhenangst habe. Beruflich hingegen bleibe ich ganz praktisch und würde einem neuen Kinoprojektor den Vorzug geben.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ zum Abspann noch schnell gefragt?
Ich kenn‘ ihn, er passt. Ich blättere ihn auch durch und seh‘ ich ein bekanntes Gesicht darin, dann bleib‘ ich auch schon mal länger hängen.
Sternzeichen: Schütze
Ich höre gern (Musik): breitgefächert
Leibspeise: die hauseigene Kardinalschnitte
Lieblingstier: mein zweijähriger Dalmatiner-Mischlingsrüde "Franz"