OVT: Frau Kasmanhuber, wie würden Sie unseren Lesern Ihre Vorlesungen beschreiben? Wie läuft so etwas ab?
Martina Kasmanhuber: In meinen Veranstaltungen für Zwei- bis Vierjährige steht das Spiel mit der Geschichte im Vordergrund. Am Beginn und am Ende unserer Lesestunde singen wir und stimmen uns auf das Bilderbuch ein. Die Geschichte entwickelt sich mit den mitgebrachten Requisiten vor den Augen der Kinder. Die Aufmerksamkeit in diesem Alter dauert nicht sehr lange, also muss ich stets flexibel bleiben und auf allfällige Bedürfnisse der Kinder reagieren. Es gibt auch immer eine Butterbrot- und Apfeljause, manchmal bleibt sogar Zeit für eine kleine Bastelei.
Warum ist Lesen schon für unsere Jüngsten so wichtig?
Lesen können ist ein Kulturgut und beginnt schon mit der Sprache. Der Mensch erlernt auch die Sprache durch Nachahmung, durch Zugewandtheit der Eltern und Bezugspersonen. Ähnliches gilt für unsere Buchstart-Veranstaltungen. Die Vorlesesituation bietet dabei eine ideale Ausgangslage. Das Buch wird nicht nur als Wissensspeicher, sondern als Spielplatz, als Spiegel des kindlichen Alltags und seiner Welt erlebt. Mit Büchern, und vor allem dem Erleben des gemeinsamen Erkundens der Bücher gibt man Kindern ein solides und Empathie förderndes Rüstzeug mit auf den Weg. Das sind heutzutage umso mehr bedeutende Grundpfeiler unserer Gesellschaft.
Wie lese-begierig sind denn nun unsere Jüngsten? Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Vorlese-Stunden gemacht?
Wir alle sind unterschiedlich, das sind wir schon als Kinder: Manche sind offen, neugierig und mutig, andere scheu und zurückhaltend und warten lieber erst mal bei Mama oder Oma am Schoß ab, was auf sie zukommt. Das zeigt deutlich, wie wichtig ein kontinuierliches Angebot ist: Je regelmäßiger eine Lese-Veranstaltung abgehalten wird, desto größer ist der Wiedererkennungswert für Kinder. Von Mal zu Mal fühlen sich auch die leiseren Kinder sicherer und machen mit. Vorlesen entfaltet sein Potenzial am besten, wenn Kindern regelmäßig vorgelesen wird. Bereits ab dem sechsten Lebensmonat interessieren sich Babys für bunte Pappbilderbücher.
Gibt‘s vielleicht auch spezielle Renner unter den Büchern?
Jedes Jahr kommen an die 9.000 Kinder- und Jugendbücher auf den deutschsprachigen Markt. Ich bin froh, dass ich mich bewährt auf Rezensenten des Instituts für Kinder- und Jugendliteratur oder der „STUBE“ in Wien bei der Wahl der Bücher verlassen kann. Aber natürlich habe ich so meine Favoriten: Autoren wie Susanne Straßer, Jörg Mühle, Antje Damm, Michael Roher, Heinz Janisch …
Neben Büchern und Requisiten haben Sie manchmal auch eine Handpuppe dabei, die Gans „Emma“. Welche Rolle spielt sie?
Ich besuchte eine Fortbildung zum Thema Literaturvermittlung mit Handpuppen und probierte es dann gleich beim Buch „Herr Fuchs mag Bücher“ von Franziska Biermann aus. Die Gans spielt zwar in der Geschichte keine Rolle, ich konnte aber mit ihrer Hilfe auf lustige Art und Weise zwischen dem Text und den Kindern eine Brücke schlagen und so spielerisch mehr Teilnahme der Kinder erlangen.
Übrigens: Stimmt es, dass Sie als Kind Lesen gar nicht so mochten? Warum war das so?
Mein Vater war ein begnadeter Geschichtenerzähler, also bevorzugte ich lange Zeit das Geschichtenhören, statt selber zu lesen. Außerdem besaß ich viele Langspielplatten mit Märchen. Weil ich zweisprachig aufwuchs, konnte ich aus dem Vollen schöpfen.
Welchen Wunsch möchten Sie sich privat noch erfüllen?
Ich fürchte, ich bin nicht sehr genügsam. Mit einem Wunsch allein wäre es nicht getan.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern zum Abschluss gefragt?
Ein informatives Regionalblatt, für jedermann was dabei.
Kurz gefragt:
Martina Kasmanhuber
(Seeboden)
Literaturvermittlerin
Sternzeichen: Stier
Ich höre gern: Hörbücher, Ö1 Radio, Lesungen
Ich esse gern: Süßes
Lieblingsblume: Hortensien
Lebensmotto: Öffne ich ein Buch, öffnet das Buch mich. (Chinesisches Sprichwort)