OVT: Dechant Windbichler, 40-Jahr-Jubiläum: Was fällt Ihnen spontan dazu ein? Gab‘s viele Höhen, aber vielleicht auch Hoppalas oder gar Tiefen?
Ernst Windbichler: Die Höhen sind immer die Feste im Kirchenjahr, Weihnachten, Ostern, dann aber auch die Gelegenheiten, wo ich Menschen begleiten kann von der Wiege bis zur Bahre: Taufen, Hochzeiten, Firmung bis hin zu den Begräbnissen. Zu den Hoppalas gehören oft Versprecher, versäumte Termine, Verwechslungen. Dann gibt es immer auch Misserfolge und persönliche Schwächen, aus denen ich aber zu lernen versuche.
Wie dürfen sich die Leser Ihr 40-Jahr-Jubiläum genauer vorstellen?
Ende Juni fand eine große Festmesse mit anschließendem Pfarrfrühschoppen in unserer Spittaler Pfarre statt, dabei waren neben allen Pfarrangehörigen der verschiedenen Pfarren auch Vereine und Musikgruppen und Chöre aller Gemeinden vertreten aus Spittal, Molzbichl, Amlach, St. Peter in Holz und Baldramsdorf. Hinterher konnte ich mich neben den vielen Gästen, dann auch meinen Familienangehörigen widmen. In Liesing im Lesachtal wurde ich auch mit einer Festmesse geehrt, bei der mein Vorgänger in Spittal, Monsignore Engelbert Guggenberger, die Predigt hielt. Anschließend spielte die TK Liesing auf und es gab ein gemütliches Zusammensein.
Ihre Schuhe hatten bei Ihrer Jubiläumsfeier einen besonderen Platz!
Mein Großonkel war Schuster und hat mir zu meiner Primiz wohl sein letztes Paar handgemachte, persönlich angepasste Schuhe angefertigt. Bei meiner Jubiläumspredigt habe ich diese Schuhe getragen, weil sie mich ermutigen, auf dem Weg zu bleiben, hin zu Gott und den Menschen. Ich soll mit beiden Füßen am Boden bleiben und mich doch zum Himmel ausstrecken.
Denken Sie nach 40 Jahren als Priester auch schon daran einmal „in Pension“ zu gehen?
Mit 70 werde ich anfangen, darüber nachzudenken. Aber so lange ich g‘sund bin nicht. Aber sollte es mal so weit sein, wär‘s schön, wenn vielleicht vorher die Aufgaben schon ein bisschen kleiner werden. Wenn aber mein „Chef“ in Rom im 86sten ist, dann habe ich wohl noch ein bisschen Zeit.
In Ihrer Laufbahn wechselten Sie auch mehrmals die Pfarren. Gehören solche „Abschiede und Neuanfänge“ zu einem Priesterleben dazu?
Bei mir waren es immer Notwendigkeiten, ob jemand nun in Ruhestand ging oder etwa, wie in Spittal, mein Vorgänger 2008 zum Generalvikar berufen wurde. Aber es ist menschlich, dass man schwer geht – wie heißt‘s allerdings auch so schön: „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne!“
Ein Priesterleben kennt aber durch das Zölibat noch eine Herausforderung spezieller Art! Wie u. a. in der Serie „Dornenvögel“ der 1980er zu sehen.
Also für mich heute mit 66, da ist es weniger Thema. In meinen jüngeren Jahren gab es öfter einmal die Sehnsucht nach einer Familie. Durch die Arbeit jedoch, die Erfüllung in meinem Beruf und die ständige Verfügbarkeit hätte die Familie wohl gelitten. Generell denke ich aber, dass es irgendwann auch den Stand des verheirateten Priesters geben wird, wie es ja in der Ostkirche schon lange üblich ist.
Wo sehen Sie denn die großen Herausforderungen für die Kirche aktuell?
Das ist sicher die allgemeine Glaubensverdunstung, dann auch der Vertrauensverlust, der sich u. a. auch in den Kirchenaustritten widerspiegelt. Aber auch die Skandale, die Last der Vergangenheit, die Müdigkeit und Resignation. Darüber hinaus hat Corona zusätzlich noch den Rückzug ins Private beschleunigt.
Zur Corona-Pandemie kommen ja derzeit noch eine Wirtschaftskrise, die Teuerungswelle mit steigender Inflation, der Ukraine-Krieg und ein starkes Zunehmen der Naturkatastrophen. „Prüft“ Gott gerade die Menschheit?
Nein, dann müsste er wohl dauernd eingreifen, das wäre wohl ein falsches Gottesbild. Wir können nicht alles erklären, wir können aber auf jeden Fall aus diesen Krisen lernen. Die Teuerungswelle zwingt uns zum Beispiel ohnedies schon wieder, sparsamer und wesentlicher zu werden, aber auch den sozialen Gedanken erneut mehr in den Vordergrund zu rücken, einander in Not und Leid beizustehen.
2009 sprachen Sie im OVT-Interview den Wunschtraum aus, sich eventuell nochmals einen Ironman anzutun! Haben Sie es gemacht?
Nein. Aber dennoch bleibe ich meinem sportlichen Ehrgeiz ein wenig treu, wenngleich heute meine bevorzugten Sportarten eher das Wandern, das Radfahren und Ski-Tourengehen sind.
Zu den Vergnügen zählt auch noch ein anderes Hobby!
Die Musik im Allgemeinen, und auch die Trompete. Zum Glück gibt‘s diesbezüglich gute Schalldämpfer und dicke Pfarrhofmauern. Begonnen hat es in meiner Schulzeit in Tanzenberg, dann bei der heimatlichen Musikkapelle in Liesing bis hin zur TK Winklern. Jetzt ist es eher zum Privatvergnügen geworden, manchmal allerdings begleitet mich unser Organist bei einem Musikstück in der Kirche.
Und wie gefällt Ihnen der OVT gern noch abschließend gefragt?
Er wird immer persönlich auf meinen Schreibtisch gelegt und gerne zur Hand genommen. Und es freut mich auch immer, wenn ich dann etwas vom Lesachtal oder aus meinen ehemaligen Pfarren lese. Und so manches bekannte Gesicht ruft mir dann längst vergangene Zeiten in Erinnerung.
Kurz gefragt:
Sternzeichen: Widder
Ich höre gern (Musik): Von Kirchen- und Blasmusik, vom Schlager bis zur Klassik
Leibgericht: alles, außer Haferflockensuppe
Lieblingstier: Schaf („Schäfchen“)
Lebensmotto: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen (Don Bosco)