OVT: Hr. Arztmann, wie sehr freut Sie mittlerweile der EM-Einzeltitel? Besonders, weil Sie erst 2017 zum Bogenschießen kamen!
Jürgen Arztmann: Ich bin erleichtert, dass ich es so geschafft hab`. Nach den Trainings bin ich ja schon sehr optimistisch nach Finnland geflogen, und hab` es letztlich Gottseidank bestätigt bekommen, genauso, wie ich es mit mir selbst mental ausgemacht habe.
Sie gewannen ihre Altersklasse mit 816 von möglichen 880 Punkten! Lief da alles nach Wunsch? Braucht man nicht auch „stählerne“ Nerven dabei?
Schon der erste Pfeil hat gesessen, somit ist gleich alles gelaufen, wie ich es mir vorgenommen habe. Andererseits darf man nicht vergessen, dass sich beim Bogenschießen mehr als fünfzig Prozent im Kopf abspielt. Der Rest ist die Technik, die blind sitzen muss. Die große Unbekannte war aber dennoch Corona, denn alle haben natürlich zuhause ohne die Gewissheit des Zieles trainiert. Das Jahr zuvor wurde diese EM ja abgesagt. Spannend war es heuer trotzdem. Der schlussendliche Vize-Europameister war mir mit wenigen Punkten dahinter auch ziemlich auf den Fersen. Übrigens: bei der letzten EM 2019 kam der Europameister auf 735 Punkte!
Wie intensiv haben Sie sich im Vorfeld nun vorbereitet?
Ich habe sechs Monate davor mit dem Techniktraining begonnen. Mindestens fünfmal pro Woche - meistens aber jeden Tag - habe ich in einer Halle trainiert, die ich eigens angemietet habe, um mich auf die Wettkämpfe vorzubereiten. So rund 33.000 Pfeile habe ich dabei abgeschossen. Gerade der Schussablauf muss nämlich in einem Zug, in einer Bewegung „blind“ gehen. Man darf nicht mehr nachdenken müssen. Abends bin manchmal mit dem Schussablauf im Kopf eingeschlafen.
Als Zuckerl zum WM-Sieg gab`s beim Teambewerb noch Platz 3! Wie kam das zustande?
Bei diesem Bewerb wurden die besten Schützen eines Landes aufgrund ihrer Ergebnisse beim Einzelbewerb zusammengezählt. Wir mussten uns nur den Finnen , die Gold machten, und Rumänen mit Silber geschlagen geben.
Der Bogensport ist eine sogenannte „Randsportart“. Diese haben es betreffs Sponsoren doch immer etwas schwerer?
Ich habe Gottseidank einige treue Sponsoren an meiner Seite. Dennoch würde ich mich über den einen oder anderen mehr freuen. Durch den Wegfall oft eines größeren Publikums ist es natürlich um Etliches schwieriger in meinem Sport.
Wie würden Sie denn unsere Leser zum Beispiel zum Bogensport animieren? Vielleicht können Sie damit ja auch zukünftige Konkurrentinnen und Konkurrenten gewinnen.
Vor allem ist man in der freien Natur – „3D-Schießen“ nennt man das. Und wenn man dann noch eins mit dem Bogen ist und schließlich auch trifft, das ist ganz einfach schön. Obwohl das Bogenschießen nach dem Golfsport übrigens als zweitschwierigste Sportart zu erlernen gilt.
Welchen Wunschtraum hätten Sie wiederum privater Natur noch?
Da fällt mir prompt nichts ein, weil es zuhause beziehungsweise auf meiner Alm ohnehin am schönsten ist. Und selbstverständlich habe ich ebenso auf der Alm einen Trainingsparcours. Dort ob`n geht`s überhaupt von alleine!
Und wie gefällt Ihnen der OVT gerne noch abschließend gefragt?
Er ist eine Pflichtlektüre. Man erfährt von Ortschaften und kleineren Gemeinden, die man ansonsten nicht auf dem Schirm hätte. Oder erfragt etwa zudem, wo ein Honigfest etc. stattfindet.
Kurz gefragt
Sternzeichen: Widder
Ich höre gern (Musik): alles was im Radio läuft – bis auf Schlager.
Lieblingsgetränk: Radler
Lieblingstier: Papagei, ich war 20 Jahre lang erfolgreicher Papageienzüchter.
Lebensmotto: Ziele sind da, um erreicht zu werden.