OVT: Herr Weissenseer, sie stehen in einer Unternehmer-Tradition, die schon 90 Jahre zurückgeht. Seit 1997 leiten Sie die Geschicke der Firma. Was würde ihr Vater heute dazu sagen?
Ing. Christof Weissenseer: Da fällt mir schmunzelnd jetzt ein Satz meines Vaters zu Zeiten meiner Übernahme ein, der da lautete: „Wenn er Pleite geht, dann wär` i a net der Schlechteste g`wesen!“ Trotz allem war er für mich ein totales Vorbild. Er hörte zwar mit 51 auf, war aber beim Einkauf oder Verhandlungen mit Händlern stets an meiner Seite. Ich bewundere, dass er so früh loslassen konnte, wo gerade damals der Weißensee-Tourismus richtig aufkam. Wir waren auch ein gut „psychologisch“ eingespieltes Team. Gern sagte er etwa vorab zu Geschäftspartnern: „Werd`s meinen Sohn wohl wieder über`n Tisch ziagn!“ und hob so Geschäftliches schnell mal einen fairen Level.
Ihr Einstieg in den Familienbetrieb erfolgte aber schon früher.
Ich habe ja 1987 maturiert, dann folgte ein Jahr in den USA und Kanada. Damals interessierte mich übrigens Paragliding und Drachenfliegen sehr, und hätte meine Freundin seinerzeit nicht zurück nach Wien gewollt – wer weiß! Letztlich bin ich aber 1989 eingestiegen, hab` eigentlich seinerzeit auch schon inoffiziell übernommen mit zwei Mitarbeitern. Übrigens: 2000 waren es 40 Mitarbeiter, davon drei im Büro – heute sind wir 50, davon 27 im Büro – was übrigens zeigt wie massiv digitalisiert wurde, wie wichtig Digitalisierung ist.
Könnte mit ihrem Sohn Christof auch bereits die vierte Generation „gesichert“ sein?
Nein. Zurzeit baue ich nämlich zwei hausinterne Mitarbeiter als meine Nachfolger auf, wobei mein Sohn als „möglicher“ der Dritte im Bunde ist. Er hat aber ohnehin mit einem Geschäftsfreund von mir eine Firma in Greifenburg und Wien, die gerade gut anläuft. Und Christof ist überdies sehr pragmatisch, hat auch die Corona-Matura zum Beispiel „optimal“ genützt.
Corona, Ukraine-Krieg, Inflation und eine zunehmende Hinterfragung der Globalisierung – wie schwierig sind die Zeiten wirtschaftlich geworden?
In Zeiten wie diesen sehe ich aber auch die größte Chance der Nachkriegszeit um eine soziale, ökonomische und ökologische Veränderung im Sinne einer gesamtheitlichen Verantwortung für nachhaltiges Handeln herbeizuführen. Und gern unter dem Motto: „Think global, act local“ (Global denken, lokal handeln, Anm.). Andererseits und auch ehrlich gesagt, war vor allem der deutsche Markt in den letzten Jahren betrieblich sehr schwierig für uns. Wir haben dort auch einen Schaden in Millionenhöhe erlitten, sind aber für die nächsten Jahre bereits auf gutem Konsolidierungskurs.
Wie würden Sie die Weissenseer Holz-System-Bau GmbH kurz beschreiben?
Mit Blick auf unsere gemeinsame Zukunft, entwickeln wir nachhaltige Lösungen zur Schaffung und Revitalisierung von Lebensräumen. Dabei ist Holz der Baustoff für unsere energieeffizienten Gebäude und Gebäudehüllen. Wir erzeugen übrigens über unsere firmeneigene PV-Anlage den Strom gänzlich selbst, haben übers Jahr sogar einen Überschuss zur Einspeisung.
Ihren Mitarbeitern lassen Sie besonderen Stellenwert zukommen?
Ja, denn sie sind das größte Kapital. Der Slogan diesbezüglich heißt „Lebenstraumerfüller“, um als solcher dann mit Kraft und Leidenschaft in die Schaffung der schönsten Lebensräume gehen zu können. Ein Montage-Mitarbeiter beim Herunterlaufen der Treppe brachte mich vor ca. zehn Jahren auf das Wort, da er sagte: „Ich darf mit meiner Arbeit ‚Lebensträume erfüllen‘“.
Seit zwei Jahren engagieren Sie sich in einem spezielleren Verein auch in der Region.
Das „Holz-Technologie Netzwerk Süd Alpen“. Ich möchte damit Kärnten als Holzland in Zusammenarbeit mit vielen Akteuren stärken. Wir haben ja gerade in Oberkärnten die größte Dichte an Holzbauunternehmen weltweit. Insgesamt wollen wir im Verbund aller in der Wertschöpfungskette auch die Abwanderung in die Ballungszentren stoppen und auch die Rückholung unserer jungen Leute in Gang bringen. Hierfür nenne ich gern das Schlagwort „Zukunftsintelligenz“.
Andererseits: Sie sind ja „erprobter“ E-Autofahrer. Wie sehen Sie`s damit?
Seit ca. sieben Jahren fahre ich damit dienstags bis freitags Wien – Greifenburg oder Weißensee und retour. Dass ich aber ein E-Auto fahre hat in erster Linie damit zu tun, weil ich Leute wie Elon Musk etc. schätze. Sie stehen für mich für Veränderung, da sie sich 100%ig auf eine Sache fokussieren, alles in Kauf nehmen – um schließlich umzusetzen.
Seit 2019 sind Sie Honorarkonsul von Kasachstan. Wie kam`s dazu?
Das sehe ich vielmehr als Alterserscheinung, weil ein seinerzeitiger kasachischer Botschafter in Wien für sein Land „strategisch“ eben Konsule besetzte. Den einzigen Vorteil, den es für mich eigentlich hat, dass ich mit meinem Ausweis am Flughafen auf die „Fast Line“ schneller vorankomme.
Welchen Wunschtraum hätten Sie privat wiederum noch?
Mit meinem Sohn Christof einmal zum Helicopter-Skiing in den Süd-Osten Kasachstans zu fliegen. Allerdings läuft die Zeit doch schon ein bisschen, weil ich ja auch nicht mehr der Jüngste bin! Und als Dritter wäre mein kasachischer „Ziehsohn“ dabei, der vor Ort auch als Tour-Guide fungieren könnte, selbst wenn dieser für mich geschäftlich mehr in Österreich ist.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gerne noch abschließend gefragt?
Sehr gut. Obwohl ich ihn weniger in Händen halte, dafür in Wien beispielsweise immer wieder mal auf www.oberkaernten-online.at bin.
Beruf: Holzbau-Meister und geschäftsführender Gesellschafter einer Holzbaufirma
Sternzeichen: Steinbock
Ich höre gern (Musik): Jazz und Blues, etwa Muddy Waters
Ich esse gern: viel – und auf Vorrat
Lieblingstier: Adler
Lebensmotto: The Sky is the Limit