OVT: Herr Korenjak, Sie sind seit mehr als 13 Jahren als ausgebildeter Bergwanderführer unterwegs. Wie kann man sich das vorstellen?
Horst Korenjak: Mit dieser Ausbildung ist man befähigt, selbstständig Wanderungen mit Gruppen zu organisieren und auch durchzuführen – Wanderungen, die sich nicht auf Gletscher erstrecken, bei denen kein alpiner Schwierigkeitsgrad zu überwinden ist und bei denen auch keine Sicherheitsausrüstung notwendig ist. Schneeschuhwanderungen dürfen aber durchgeführt werden. Auch geringe Schneefeldquerungen und Wegequerungen mit Seilsicherung sind mit uns Bergwanderführern zulässig. Meine Einsatzgebiete sind hauptsächlich die Karnischen und Gailtaler Alpen. Auch Führungen in den Dolomiten und den Julischen Alpen werden angeboten und gerne angenommen.
Was sind Ihre Aufgaben beim Alpenverein – der Sektion Obergailtal-Lesachtal – wo sie mittlerweile seit über 20 Jahren im Vorstand sind?
Einerseits bin ich für die Finanzen verantwortlich, zum anderen führe ich eben Touren durch und helfe bei den verschiedensten Veranstaltungen, wie beim Grenzgänger-Marathon am vergangenen Wochenende. Im September tut sich bei uns übrigens auch einiges: Am 2. ist der Mini Alpin Triathlon, am 10. ein Mountainbike-Geschicklichkeitsrennen, am 16. der Mountainbike Grenzmarathon und am 29. ein Mountainbike Cross Country-Lauf.
Unser letztes Interview hatten wir nach dem ersten Corona-Lockdown, nun erlebten wir die Katastrophen in Südkärnten. Wie ordnen Sie dies alles ein?
Früher hat es ja auch oft tagelang geregnet, das war aber der typische Landregen, der noch einsickerte. Heute fällt er aber so stark aus und sickert unter anderem wegen der Bodenversiegelung nicht mehr so ein. Oder der Wind bei uns im engen Tal, den hat man auch so nicht gekannt. Auch waren die Winter vor 30, 40 Jahren anders, zweistellige Minusgrade mehrere Tage hindurch waren im Jänner normal.
Wie schätzen Sie die Lage am Berg nun ein, bei den heutigen Verhältnissen?
Bergsportler werden ihr Verhalten den Veränderungen der Natur anpassen müssen. Der Klimawandel macht die Berge gefährlicher, es ist mit einer Zunahme von alpinen Gefahren zu rechnen. Das Auftauen von Permafrost in höheren Lagen, intensive Niederschläge und Stürme können Lawinen auslösen, Steinschläge, Felsstürze und Rutschungen in Gang setzen. Viel Niederschlag in kurzer Zeit führt zu Überschwemmungen, Muren-Ereignissen und Hanginstabilitäten. Auf der anderen Seite vertrocknet der Wald, dabei breitet sich der Borkenkäfer aus. So entsteht nicht nur ein Schaden für die Wald-besitzer, Bäume können auch Erholungssuchenden gefährlich werden.
Wie sollen Alpintouristen nun darauf reagieren?
Diese Extremwetterlagen erfordern von Wanderern und Bergsteigern eine noch genauere Tourenauswahl und Zeitplanung. Auf alle Fälle soll man bei Wanderungen unterhalb von Felswänden auf Steinschlag achten, abgerutschte Hänge und Wege im Hochgebirge sollen vorsichtig umgangen werden. Manchmal ist es auch klug, eine Umkehr in Betracht zu ziehen. Bei zu hohen Temperaturen muss man verstärkt auf den Kreislauf achten und gegebenenfalls auf die Bergwanderung verzichten. Durch eine realistische Einschätzung des eigenen Könnens und verantwortungsvolles Handeln können gewisse Gefahren minimiert werden. Ein Erste Hilfe-Set und ein aufgeladenes Handy mit der eingespeicherten Notrufnummer 140 für die Bergrettung oder 112 für den Euronotruf sind immer zu empfehlen.
Sie sind seit 35 Jahren beim Kameradschaftsbund, seit 13 Jahren bei den Kiwanis und mit ihren 62 Jahren Kassier bei der Alpenvereinsjugend. Wie sieht‘s denn mit dem ehrenamtlichen Nachwuchs aus?
Es wird sicherlich nicht leichter Leute zu finden, die sich vorbehaltlos und umfassend engagieren, es sei denn, sie haben einen persönlichen Vorteil dadurch. Die Motivation fürs Ehrenamt ist leider auch geringer geworden und die Leute sind heutzu-tage ich-bezogener. Viel Schuld daran haben meiner Meinung nach auch die neuen Kommunikationsmittel. Ich denke, der klassische Ehrenamtliche ist eine aussterbende Spezies.
Die Kiwanis als Serviceclub versuchten aktuell den Betroffenen in den Kärntner Katastrophengebieten zu helfen?
Vieles ist geplant und auch schon begonnen worden. Die Kiwanis Division Kärnten hat beispielsweise drei Klubs in Wolfsberg im Lavanttal, dort ist man bereits hochaktiv. Gemeinsam mit dem Distrikts- und Divisionsvorstand sind wir gerade dabei, eine österreichweite Hilfsaktion ins Leben zu rufen.
Im „Volltreffer“-Interview von 2020 nannten Sie als Wunschtraum „ein Leben ohne Sorgen in einer intakten Umwelt“ zu führen. Hat sich‘s vielleicht geändert?
Also wenn‘s künftig möglich ist, dann bleibe ich nach wie vor bei dieser Aussage. Andernfalls habe ich auch immer noch keine speziellen Wünsche – außer Gesundheit für Familie und Freunde.
Und gerne noch abschließend: Wie gefällt Ihnen der OVT über die Jahre?
Er ist meine wöchentliche Pflichtlektüre, weil regional, informativ, vielfältig, interessant und aktuell. Ein wichtiges Medium in und für unsere Region sowie eine ausgezeichnete Plattform für Werbeeinschaltungen und Kleinanzeigen.
Bild: Bergwanderführer Horst Korenjak vor den Drei Zinnen.
Kurz gefragt:
Sternzeichen: Jungfrau
Ich lese gern: Zeitungen und Fachbücher
Ich bin...: verantwortungsbewusst, diszipliniert, ausdauern und lernfähig
Lieblingsfarbe: blau
Lieblings-Kärntnerlied: Wolayersee-Liadl