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05. Januar 2024

Hartwig Weiher (Spittal)

Hartwig Weiher (74) kennt man durch die Spittaler Kulturinitiative „Guitarena“, die der Fingerstyle-Gitarrenliebhaber ins Leben rief. Anfang Dezember wurde Weiher von Vertretern der „Lieserstadt“ für sein 25-jähriges Ehrenamt um die Kulturszene geehrt. Der gebürtige Friesacher war viele Jahre als Livemusiker unterwegs, nach Ende dieser aktiven Zeit als Musiker fand er in den 1980ern über einen Auftritt des steirischen Gitarrenvirtuosen Peter Ratzenbeck im Schloss Porcia neue Impulse. Weiher lebt in Spittal, hat zwei Söhne und zwei Enkel – und die Gordon Setter-Hündin „Kiss“ ist stets an seiner Seite.
Hartwig Weiher (Spittal)

OVT: Herr Weiher, wie sehr freute Sie die Ehrung vor wenigen Wochen?

Hartwig Weiher: Freilich freut man sich, dass meine Arbeit über all die Jahre gesehen wurde und wird. Das Schöne daran war auch, dass es völlig überraschend kam. Überraschend war auch ein Geschenk – ein Lederhalsband für meine „Kiss“ mit der Inschrift „saitenverliebt“.

Wie kamen Sie einst zur Idee der „Guitarena“?

Als ich 1998 Volksschuldirektor in Spittal wurde, fragte mich mein Vater, ob ich mir vorstellen könnte, eventuell sein Nachfolger als Obmann des Bildungswerkes Spittal zu werden. Doch mein Herz schlug eben mehr für die Gitarre. Ich bot einen Begleitgitarrenkurs für Erwachsene an, worauf sich dann 55 Teilnehmer meldeten, die ich in fünf Gruppen unterrichtete. Daraufhin folgten auch Fingerstyle- Kurse und alles nahm seinen Lauf. Mit den Kursbeiträgen der Teilnehmer wurden dann die Gastauftritte ermöglicht. 

1998 gab‘s auch schon das erste Highlight. 

Genauer gesagt im März 1998, als der US-amerikanische Gitarrist Bob Brozman im bummvollen und „qualmenden“ Ortenburgerkeller im Schloss Porcia spielte. Brozman wurde mir damals von einem Vertreter angeboten, der immer wieder in ein Spittaler Musikgeschäft kam. Als ich den damaligen Kulturstadtrat Hartmut Prasch daraufhin ansprach, überraschte mich dieser und sagte: „Des wer‘ ma scho mochn.“ „Guitarena“ war geboren und die einzigartige Location sprach sich in der Fingerstyle-Szene auch international herum. 

Was zeichnet übrigens den Ortenburgerkeller dafür so perfekt aus?

Er hat Ambiente, gerade auch mit seinem Steingemäuer. Im Lauf der Jahrzehnte hat er sich einfach „eingebürgert“ und bei den Konzerten herrscht letztlich absolute Stille, da wird dazwischen nicht geredet, aus Wertschätzung für die jeweils auftretenden Künstler. 

Mittlerweile sind‘s eben 25 Jahre, in denen Sie Gitarre der Extraklassen nach Spittal bringen. Was waren Ihre persönlichen Highlights darunter?

Es gab so viele, ob aus Belgien, Frankreich, in letzter Zeit mehrere Italiener oder auch die drei Top-Fingerstyle-Gitarristen aus Deutschland. Jedoch der erste Auftritt des gebürtigen Kanadiers Dave Goodman – er lebte damals in Bremen und hatte zudem wetterbedingt eine schwierige Feber-Anreise nach Spittal – blieb mir persönlich am stärksten in Erinnerung Er ist nämlich toller Gitarrist, Sänger und Showman in einer Person. Bis heute ist dieses Konzert einzigartig, zum Schluss wurde es mit langen Standing Ovations bedankt.

Welche Ziele haben Sie noch für die Zukunft?

Tommy Emmanuel, ein australischer Fingerstyle-Gitarrist, den ich vor allem für seine langsamen Stücke liebe. Er wird aber wahrscheinlich unleistbar bleiben. Zum anderen wäre es langsam schön, wenn sich auch ein Nachfolger für mich finden würde, denn ich bin Mitte 70! 

Warum ist die Gitarre ihr Lieblingsinstrument? Wie oft spielt Hartwig Weiher privat noch?

Die Flöte war mein erstes Instrument. Als ich jedoch zur Schulzeit im Schülerheim war, gab mir der Klavierunterricht die Chance, dass Heim mal zu verlassen. Mit dem Üben hingegen war‘s im Internat schon schwieriger. Doch Gitarren lagen mehr oder weniger herum. Darüber hinaus war meine Jugend auch „Beatles“-Zeit und E-Gitarren waren wichtig. Ich mochte auch stets ihre Melodien, den mehrstimmigen Gesang. Ihr „Yesterday“ ist bis dato mein Favorit. So kam ich zur Gitarre. Heute trage ich beim Spielen hingegen am Mittelfinger meiner linken Hand eine Orthese, somit muss ich eben Abstriche machen, wenn ich langsame und auch schnellere Stücke spiele. 

Welchen Wunschtraum hätten Sie privat?

Lange Zeit wollte ich wegen der Musik New Orleans sehen, da vieles dort seinen Ursprung nahm. Seit dem Hurrikan Katrina im August 2005 aber hat sich doch vieles dort verändert. Deshalb bleibe ich lieber daheim und „bodenständig“.

Und wie gefällt Ihnen abschließend gefragt der Oberkärntner Volltreffer?

Wenn ihn derbote anfangs der Woche bringt, wird er gern einmal durchgeblättert und dann breit gelesen.

 

 

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Mit „The Swinger“ war Hartwig Weiher (mit oranger Bass-Gitarre) in seinen jungen Jahren unterwegs – hier z. B. 1973. Foto: privat

 

 

 

Kurz gefragt:

Sternzeichen: Widder

Ich lese gern: Krimis, in denen viel Kunst, Kultur und Kulinarik vorkommt

Lieblingsgetränk: ein gutes Glas Vernatsch

Lieblingsbaum: Birke

Lebensmotto: Die Zeit, die mir bleibt, noch zu nutzen