OVT: Frau Maddock, der Ärzte- und Pflegepersonalmangel wird immer offensichtlicher, viele Betten stehen ja mittlerweile in den Spitälern deshalb auch leer. Wo könnte man eventuell ansetzen?
Elisabeth Maddock: Da ich mich hinsichtlich der genauen Ursachen des Ärztemangels viel zu wenig auskenne, beziehe ich mich ausschließlich auf den Pflegepersonalmangel. Vielleicht ist der Zugang zur Ausbildung (DGKP) erst nach abgelegter Reifeprüfung noch einmal zu überdenken, denn – so wie bei mir damals – hätte ich mich aufgrund dieser Anforderung für einen anderen Beruf entschieden, da ich aktiv im Geschehen sein und nicht noch weitere Jahre ausschließlich die Schulbank drücken wollte, um dann wieder drei Jahre in einen Berufsweg zu investieren. Die Akademisierung sehe ich als eine Form der Anerkennung für das Wissen und die Leistung, die in diesem zunehmend herausfordernde Beruf erbracht wird, aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass eine Ausbildung zur DGKP mit Diplom- wie Maturaabschluss (in diesem Fall in vier Ausbildungsjahren) mehr junge Menschen und auch früher in das aktive Berufsleben bringen und damit zur Entschärfung der Problematik beitragen würde.
In Coronazeiten wurde seitens der Politik auch gerne von einer „besseren“ Bezahlung gesprochen, bis heute hinkt das nach! Könnte das was bewirken?
Wer in der Pflege arbeitet, tut dies meist nicht aus einem finanziellen Gedanken heraus. Wenn man in ein gutes Team eingebettet seinen Dienst verrichten kann und darf und die Unterstützung und das Verständnis der übergeordneten Etagen für die Anliegen, Sorgen und Nöte des Pflegepersonals gegeben ist, ist auch die Arbeit viel leichter zu bewältigen, aber im Gespräch mit Kolleginnen ist der Wunsch nach höherer Entlohnung schon sehr präsent und wäre sicherlich auch wirksam in der Rekrutierung bzw. längerfristigen Personalbindung.
Man hört zudem öfters, dass der Kontakt zu Patienten weniger geworden ist, dafür sitzt man mehr am PC um Pflegeplanung, Koordination und Dokumentationen zu erledigen. Bräuchte es auch hier Erleichterungen?
Die Digitalisierung in der Pflege ist mein persönlich größtes Konfliktfeld, da ich unheimlich gerne Kontakt mit den Patienten habe, mich ihre Lebens- und Leidensgeschichten sehr interessieren, dafür aber immer weniger Zeit bleibt. Eine gezielt reduzierte bzw. auf das Wesentliche beschränkte Dokumentation wäre ein guter Schlüssel bzw. Schritt in Richtung Patientenbett. Es muss aber auch erwähnt werden, dass die zunehmende Klagebereitschaft unserer Gesellschaft diese Problematik befeuert hat. Das macht unsere Arbeit auch zunehmend schwieriger und entzieht sehr viel Kraft. Auch wir sind Menschen.
Was ist trotz all dieser aktuellen Herausforderungen das Schöne an Ihrem Beruf für Sie? Welche Ausbildung(en) machten Sie selber dafür?
Der Kontakt mit so vielen verschiedenen Menschen. Die Dankbarkeit, die oft nur in Form eines liebevollen Blickes entgegengebracht werden kann. Dieser Beruf zeigt dir die Wertigkeit von Gesundheit auf und erdet ungemein.
Wenn ich müde aus dem Dienst gehe, empfinde ich einen tiefen inneren Frieden, weil dieser Tag immer ein sinnvoller ist/war. Die Arbeit in der Pflege ist für mich, und ich meine für die gesamte Berufsgruppe sprechen zu können, kein Beruf, sondern Berufung.
Ich habe in Schwaz in Tirol die Krankenpflegeschule von 1995 bis 1998 besucht. Nach einem Dienstjahr im LKH Bregenz bin ich für insgesamt sechs Jahre nach England gegangen und habe dort nostrifiziert (A.d.R: Anerkennung eines ausländischen Studienabschlusses als voll gleichwertig mit einem entsprechenden österreichischen Studium) um als DGKP arbeiten zu können. Zurück in Österreich habe ich laufend verschiedenste Fortbildungen gemacht. Unter anderem den Rettungssanitäter beim Roten Kreuz. Mein beruflicher Weg ist noch lange nicht zu Ende und das Spektrum der Betätigungsmöglichkeiten in der Pflege schier unerschöpflich.
Apropos „Ausbildung“: Diesbezüglich gibt es dann letztlich auch vielerlei Möglichkeiten?
Das stimmt. Als Krankenpfleger:In steht einem die Welt sprichwörtlich offen. Ich war ja ebenfalls sechs Jahre in England, aber man könnte abgesehen von all den verschiedenen Spezialbereichen in einer Krankenanstalt auch auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten, in einer Ordination, in der Hauskrankenpflege, in Pflegeheimen, im betreuten Reisen beim Roten Kreuz, oder man geht in die Selbstständigkeit, arbeitet im Gesundheitsmagistrat, als Community Nurse, stellt für Behörden die Pflegebedürftigkeit fest bzw. Pflegegeldeinstufungsbesuche – das und noch viel mehr als das, ist möglich. Eine Schulkollegin von mir hat sowohl in England als auch in Dubai als Krankenpflegerin gearbeitet.
Welchen Wunschtraum haben Sie privat?
Ich wünsche mir privat Gesundheit, ein Ende der Ausbeutung von Natur und Umwelt, denn sie stellt unsere Lebensgrundlage dar, sowie Frieden in der Welt.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“
Das Lesen des „Volltreffers“ ist wöchentliches Pflichtprogramm für mich – von der ersten bis zur letzten Seite. Danke.
Für Elisabeth Maddock ist ihr Beruf ihre Berufung. Foto: privat
Kurz gefragt:
Elisabeth Maddock
(Hermagor)
Pflegefachkraft
Sternzeichen: Wassermann
Ich höre gern (Musik): Michael Bubble
Lieblingsgetränk: Wasser
Lieblingsfarbe: alle Erdtöne
Lebensmotto: nur die Liebe zählt