„Aktrice“ Edith-Maria Lesnik (56) war die Ideengeberin der Galerie „KunstRaum“ Obervellach und ist seit 2014 im Vorstand des gleichnamigen Vereins, der heuer sein zehn-jähriges Bestehen feierte. Im Jubiläumsjahr stehen etliche Veranstaltungen auf dem Programm, wie z. B. das Hof- und Kellerfest oder aktuell die Ausstellung „trashART“, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt (läuft noch bis 31. August). „Aktrice“ ist gelernte Schuhmacherin und als Malerin freiberuflich tätig. Ihre Pinselführung lernte die Künstlerin u. a. auch bei Prof. Ernst Fuchs und dessen Sohn Michael. Edith-Maria Lesnik lebt mit Gatten Max Lesnik in Obervellach und hat zwei Töchter namens Daniela und Patricia.
OVT: Frau Lesnik, wie kam es einst zum KunstRaum Obervellach?
Edith-Maria Lesnik: Ich hatte das Glück, dass ich Prof. Ernst Fuchs kennenlernen durfte, habe mit ihm von 2004 bis 2009 in der Stadtpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt zusammengearbeitet. Durch die teils auch dort entstandenen Kontakte konnte ich wiederum meine Bilder bei Ausstellungen in verschiedenen Ländern präsentieren. Dabei sprachen mich immer wieder Leute an, ob ich diesen oder jenen kreativen Kopf im Mölltal kenne, und weil dem oft nicht so war, wurde ich neugierig und begann 2013 für ein Büchlein mit dem Titel „Kreatives Mölltal“ über die kreativen Menschen im Tal und mit Bezug zum Mölltal zu recherchieren. Ich war verwundert, welch große Kreativität in unserem Tal vorhanden war und begann herumzusuchen, wo eine Möglichkeit besteht, wo man die Kunstwerke auch präsentieren sowie auch Veranstaltungen abhalten kann – und so entstand die Idee einen gemeinsamen Kunstraum zu schaffen. So wurden kreative Menschen daraufhin angesprochen, die sich gleich begeistern ließen und seit damals mit dabei sind.
Wie blicken Sie nun heute auf all die Jahre zurück? Gab‘s auch
„Zuckerl“ darunter?
Schon zur Eröffnung 2015 kamen vier Kamerateams, zahlreiche Fotografen und Printjournalisten, Künstler aus den unterschiedlichsten Gattungen, Kunstinteressierte und
„gefühltermaßen“ ein Großteil der ortsansässigen Bevölkerung. Seither sind jedes Jahr „Zuckerl“ darunter, doch diese alle anzuführen würde wohl den Rahmen dieses Interviews sprengen. „Persönlicher“ war 2017 aber eine Ausstellung für „Aktrice“ zum 50. Geburtstag. Seit 2020 findet im Sommer jeden Donnerstag die „Marktzeit“ statt, wo am Abend abwechselnd Kunstraum-Mitglieder mit Kindern und interessierten Erwachsenen kreativ arbeiten. 2022 machten wir das Mölltaler Geschichten Festival. Seit letztem Jahr besteht ebenfalls eine Zusammenarbeit mit dem Lions Club Obervellach Region Mölltal. Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen Lurnfeld und Obervellach präsentierten z. B. in der Galerie ihre Bilder inklusive feierlicher Preisverleihung. Und seit demselben Jahr entstehen ebenso in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Mölltal in den sieben Mitgliedsgemeinden – Stall, Flattach, Obervellach, Mallnitz, Reißeck, Mühldorf und Lurnfeld – die „europäischen Kunstwände“. An diesem Projekt
arbeite ich als Organisatorin sehr
intensiv – jüngst war etwa auch ein Filmteam für die ORF-Sendung „Aufgetischt“ da.
Beim kürzlichen Hof- und Kellerfest kam ja auch die Vereinszukunft ins Gespräch!
Wir befinden uns an einem spannenden Wendepunkt, an dem die Kraft der Kunst in all ihren Facetten auch einen Platz für neue, lebendige Themen erhält. Der Kunstraum Obervellach entwickelt sich kontinuierlich weiter, um eine Plattform zu schaffen, die nicht nur Kunst präsentiert, sondern sie auch zu einem integralen Bestandteil des gesellschaft-
lichen Dialogs macht. Was uns besonders begeistert, ist die wachsende Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, wie dem Lions Club Obervellach, FamiliJa, Mölltaler Geschichten Festival ... Wir streben nach einer Symbiose, bei der verschiedene Themen und Disziplinen miteinander verschmelzen. Wir wollen auch vermehrt jungen Talenten eine Bühne bieten, um ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen und gleichzeitig einen inspirierenden Austausch zwischen erfahrenen Künstlern und den jungen Kreativen zu fördern.
Wie setzen Sie denn die Schwerpunkte zwischen dem Kunstraum Obervellach und der „Aktrice“ Edith-Maria Lesnik generell?
Im Kunstraum Obervellach liegt mein Fokus darauf, eine Plattform für lokale und internationale Künstler zu schaffen, die Kunst zugänglich zu machen und kulturelle Projekte zu fördern. Hierbei spielt die Organisation von Ausstellungen, Workshops und kulturellen Events eine zentrale Rolle. Meine Arbeit dort verlangt organisatorisches Geschick und die Fähigkeit, kreative Visionen in die Realität umzusetzen. Gleichzeitig ist meine Tätigkeit als „Aktrice“ eine persönliche Ausdrucksform, die mir erlaubt, künstlerisch und kreativ tätig zu sein. Seit 2014 habe ich gelernt, diese beiden Bereiche zu verbinden, indem ich Synergien schaffe, wann immer es möglich ist. Es ist jedoch auch wichtig, die beiden Rollen klar zu trennen, um in jedem Bereich die volle Aufmerksamkeit und das Engagement zu gewährleisten.
Wie würden Sie „Aktrice“, und ihr künstlerisches Tun wiederum beschreiben?
Meine künstlerische Arbeit ist geprägt von einer subtilen und bewussten Auseinandersetzung mit den alltäglichen Dingen, die uns umgeben. In einer Welt, die von Reizüberflutung und einem immer schneller werdenden Lebensrhythmus geprägt ist, habe ich einen Weg gefunden, meine Inspiration auf eine unscheinbare, aber kraftvolle Weise auszudrücken. Unsere Gesellschaft ist stark von Wohlstand geprägt, der im Laufe der Zeit als selbstverständlich wahrgenommen wurde. Doch dieser Wohlstand ist nicht selbstverständlich – er ist ein Privileg, das nicht jeder Mensch auf der Welt genießt. In meinen Werken thematisiere ich diese Normalisierung und zeige auf, wie leicht es ist, die Bedeutung und den Wert unserer Umgebung und Ressourcen zu übersehen. Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen sind auch sehr zentral in meiner Arbeit. Ich
reflektiere über den Umgang mit Ressourcen und die Spuren, die wir in unserer Umwelt hinterlassen.
Was wollen Sie mit Ihrer Arbeit letzten Endes vermitteln?
Meine Werke tragen einen starken symbolischen Charakter, der sich in der Einheit von abstrakten Formen, eingearbeiteten Materialien und dem realistischen Motiv ausdrückt. Diese Einheit strebt danach, mit dem Betrachter auf einer nonverbalen Ebene zu kommunizieren und ihm eine tiefere Botschaft zu übermitteln. Es ist diese stille, aber kraftvolle Kommunikation, die ich in meinen Arbeiten anstrebe und die die Essenz meiner Kunst ausmacht.
Kurz noch ein Gedankensprung: Welchen Wunsch hätten Sie denn privat?
Ich wünsche mir, dass ins tägliche Leben wieder mehr Ruhe einkehrt, mehr Rücksicht, Vorsicht, Weitsicht, Einsicht, Wertschätzung, Besonnenheit, Zeit füreinander und Frieden …
Und wie gefällt Ihnen der „OVT“ gerne noch abschließend gefragt?
Ich bekomme keine Werbung – deshalb auch keinen „Volltreffer“, aber ich lese ihn online sehr gerne und freue mich jede Woche auf die Neuigkeiten!
„Aktrice“ Edith-Maria Lesnik hinterlässt schon gern einen besonderen „Fußabdruck“! Fotos: EML
Kurz gefragt:
Edith-Maria Lesnik
(Obervellach)
Malerin und Organisatorin
Sternzeichen: Schütze – Aszendent Jungfrau
Ich höre gerne (Musik): klassische Musik und Soul
Lieblingsgetränk: warmes Wasser
Lieblingstiere: Vögel
Lebensmotto: Ich kann den Wind nicht ändern, aber mir die Segel danach setzen ….