OVT: Frau Rosenwirth, was will der „Bachmann Junior Preis Hermagor“?
Claudia Rosenwirth: Statutarisch haben wir uns der literarischen Frühförderung, sowie der Werkserinnerung von Ingeborg Bachmann verschrieben. Mit den jährlichen Ausschreibungen sprechen wir Jugendliche an und motivieren sie durch Auslobung von Geldpreisen zum Mitmachen. Wir haben jedes Jahr zwischen 200 und 250 Einreichungen aus dem gesamten deutschen Sprachraum. Die letztjährige Gewinnerin – Rebecca Maria Milke – kam mit ihrer Familie beispielsweise aus Berlin angereist. Längst wird der „Bachmann Junior Preis Hermagor“, über unsere Landes- und Bundesgrenzen hinaus wahrgenommen und ist somit auch fürs Kulturgeschehen im Gailtal von Relevanz.
Wie sehen die Ausschreibungskriterien aus?
Es gibt zwei Gruppen. Unsere Nachwuchsgruppe von neun bis zwölf Jahren und die zweite, „große“ Gruppe von zwölf Jahren bis zur Volljährigkeit. Die eingereichten Texte jeder Gruppe werden anonym von einem literaturkundigen Jurorenteam gelesen und diskutiert. Bei den Einreichungen handelt es sich um Prosatexte mit einem vorgegebenen Maximalumfang von 6.000 Zeichen.
Wie stimmen Vereinspräsidentin Irmgard Janschitz und Sie als deren Stellvertreterin sich in ihrer Arbeit ab?
Vorweg möchte ich gerne sagen, dass ich für dieses literarische Betätigungsfeld unserer Jugend sehr dankbar bin. Die Hauptlast ist sicher das Sammeln der Texte. Sie liegt bei Irmgard Janschitz. Aber auch das Lesen, Diskutieren und Selektieren ist für jedes Jury-Mitglied ein Aufwand und „füllt“ unsere Sommer. Jedes Treffen bereitet Spannung und Vorfreude. Irmgard Janschitz ist zudem für die Aufbereitung des Buchkernes der Anthologie verantwortlich, in welcher alljährlich die drei Siegertexte und weitere 27 Texte versammelt und nachzulesen sind. Diese Anthologie stellt für die Einreichenden eine besondere Visitenkarte dar und ist vielleicht dort und da ein „Türöffner“ hinsichtlich Werdegang und Erwerbsbiografie der Jugendlichen. Die letzte Korrekturbürsten-Lesung machen Irmgard und ich gemeinsam an einem gemeinsamen „Hermagor-Tag“ – auf den ich mich jedes Jahr neu freue.
Am Abend der Preisverleihung wird aber auch noch ein Lesepreis vergeben.
Die 15 Finalistinnen und Finalisten präsentieren im Rahmen der Preisverleihung ihre Kurz-Geschichten. Der Lesepreis wird unmittelbar an diesem Abend für die beste Textpräsentation vergeben. Er muss quasi erlesen werden. Alle GewinnerInnen (Lese-, Nachwuchs- & drei Hauptpreise) bekommen Preisgelder und der oder die Hauptpreisträger*in zudem die begehrte Glastrophäe.
Ohne Geld also auch hier „ka Musi’“?
Gott sei Dank können wir auf die langjährige Treue namhafter Sponsoren zählen, welche uns auch in wirtschaftlich schwieriger Zeit überzeugt zur Seite stehen und welchen das sprichwörtliche große Ganze letztendlich mehr bedeutet, als die Summe seiner Einzelteile. Es gibt keinerlei destruktive Brunnenvergifter, Erbsenzähler oder Haarspalter im Team. Alle ziehen an einem Tau in dieselbe Richtung. Bewegungsstark.
Was ist Ihnen persönlich innerhalb Ihres literarischen Wirkens wichtig?
Vor allem möcht’ i Zuversicht „säen“ – Lebensbejahung – zeitgleich aber Welt und Menschen keinesfalls idyllischer oder harmloser skizzieren und festhalten als sie es sind. Krankheit und Alter gewöhnen uns jede Eitelkeit ab. Trotzdem bleibt es dabei, dass das Leben an sich die allerbesten Geschichten wohl selbst schreibt.
Welche Geschichten haben Sie in Ihrer Kindheit und Jugend geprägt?
„Pippi Langstrumpf“ und „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren zum Beispiel, aber auch „Der Zar und das Mädchen“ von Mireille Mathieu – i weiß heut’ noch die Tastenkombination im ehemaligen Wurlitzer vom Gasthof Robin in St. Stefan im Gailtal. Später 1982 „Verlorenes Paradies“ von Vicky Leandros. Der Titel hat heute 1,4 Millionen Aufrufe auf YouTube – getan hat sich in Sachen Klimaschutz nix bis goar nix … Es fallen mir aber spontan auch Rainhard Fendrich oder jüngst Josh ein. Musik ist Quantenphysik. Wir kommen ihren Wellen und damit Inspirationen nicht aus.
Auf welche Highlights blicken Sie gerne zurück?
Es gab viele für die ich sehr, sehr dankbar bin – etwa unlängst eine dreisprachige Lesung in Most, Slowenien, im Rahmen des Kultur- und Friedensprojekts der Kärntner Kulturstiftung „Flußaufwärts“ in Kooperation mit dem Kärntner Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverband. Meine Texte werden für den Hermagoras-Verlag ins Slowenische und ins Italiensche übertragen. Dies empfinde ich als außerordentliche Wertschätzung. Preise sind zwar etwas Schönes, doch Hauptgrund meiner Interaktionen sind sie nicht. Dennoch freute es mich natürlich, dass mein Gedichttitel „In mein’ Herz drinn “ für den Kompositionspreis des Landes Kärnten im Rahmen von „Carinthia 2020“ als Textvorlage gewählt worden war.
Welchen Wunschtraum haben Sie privat?
Gesund zu bleiben, „jung“ zu sterben – aber bitte möglichst spät, weil i mit meinem Gatten Franz und unserer Sennenhündin Ronja noch lange täglich durchs Föhrenwäldchen am Nötscher Bach streifen möchte.
Sie bekommen den „Oberkärntner Volltreffer“ in Nötsch nicht, kennen Sie ihn dennoch ein bisschen von Ihrem Elternhaus in St. Paul im Gailtal?
Natürlich kenne ich ihn. Generell möchte ich dazu sagen, dass ich jedes regionale Medium für wichtig halte, weil es die gute Bewegung einer Region fotografisch und textlich abbildet und festhält.
Kurz gefragt
Sternzeichen: Stier, Keltischer Baumkreis: Pappel
Ich höre gern (Musik): Jedes Genre – vom Kärntnerlied über Jazz bis Klassik
Ich esse gern: Ausgewogene Mischkost, wie von meiner Fachärztin und Onkologin empfohlen und nahegelegt.
Lieblingstier: „Ronja/Ronči“, unsere Berner Sennerhündin
Lebensmotto: „Das Volk braucht Poesie wie Brot“ (Simone Weil)