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30. April 2021

Wieland Kraus (Greifenburg)

Weiland Kraus (30) baut kleine mobile Häuser, sogenannte „Tiny Houses“. Sein in liebevoller Handarbeit gebautes Einzelstück zieht derzeit in Hauzendorf (Greifenburg) die Blicke auf sich. In Greifenburg lebt der gebürtige Bayer und auch mit Lebensgefährtin Nga Tran. Sie haben eine Tochter namens Aurora (4) und einen Sohn namens Akua (1).
Wieland Kraus (Greifenburg)

Freiheit, Freiheit und nochmals Freiheit!

OVT: Herr Kraus, was eigentlich ist ein „Tiny House“?

Wieland Kraus: Tiny Häuser sind kleine ökologische Holzhäuser die mobil auf einen Autoanhänger aufgebaut werden. Sie bieten relativ viel Platz und das auf kleinstem Raum und haben trotzdem alles, was man zum Wohnen braucht. Sie sind für mich ein Weg aus dem Hamsterrad, weg von Materialismus und der Wegwerfgesellschaft, zurück zum Wesentlichen. Dazu ist man unabhängig, flexibel und mobil. Ökologisches Wohnen im Einklang mit der Natur und Mobilität sind Begriffe, die ein „Tiny House“ verkörpert. Und gerade was die Umwelt betrifft sind aufgrund der geringen Größe des Häuschens der Ressourcenverbrauch und die Heizkosten extrem gering. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel. Das Leben in einem „Tiny House“ hinterlässt einen wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck als herkömmliches Wohnen.

 

Welche Materialien verwendeten Sie beim Häuschen?

Mein momentan zum Verkauf stehendes Musterhaus, das ich in den letzten Jahren entwickelt und gebaut habe, ist außen mit einer Naturholzfassade versehen, die Wände sind mit Schafwolle isoliert. Die Fenster im Wohnbereich sind aus hochwertiger, astiger „Antik“-Lärche. Im Innenbereich ist es auch sehr gemütlich und warm mit viel Holz ausgestattet und unter dem Lärchenparkettboden ist sogar eine Fußbodenheizung verbaut. Ein Highlight ist mein handgefertigtes Eschenholzwaschbecken.

 

Machen Sie das alles alleine oder haben Sie Helfer?

Dieses erste Musterhaus habe ich über mehrere Jahre hinweg größtenteils selbst „ertüfftelt“ und gebaut. Nur für Bereiche, die nicht in meinem Kenntnisbereich liegen, wie zum Beispiel Elektro- und Wasserinstallationen, habe ich mir dann noch Profis geholt.

 

Wer würde sich ein „Tiny House“ kaufen?

Leute von jung bis alt, die sich einfach wieder den Ballast von den Schultern nehmen wollen, sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren und freier leben möchten. Auch der Umweltaspekt, also wieder im Einklang mit der Natur zu leben, steht sehr hoch im Kurs. Manche stellen sich so etwas ins Grüne und möchten gerne dauerhaft darin wohnen, andere stellen sich „Tiny Houses“ aber auch zum Vermieten auf - den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.

 

Wo bewegt man sich hier preislich?

Mein Musterhaus, es ist ein sehr großes, verkaufe ich um rund 98.000 Euro. In Zukunft soll es in meinem Unternehmen „Tiny House Dream“ dann mehrere Modelle von klein bis groß in unterschiedlichen Ausbaustufen geben. Ich habe mich von Anfang an ganz bewusst gegen ein Billigprodukt aus chemisch-künstlichen Baustoffen wie zum Beispiel, PU-Schaum-Dämmung, Plastikfolien in den Wänden, Pressspanplatten usw. entschieden. Es war mir wichtig stattdessen mit hochwertigen und natürlichen Baustoffen zu arbeiten. Das spiegelt sich natürlich im Preis wieder. Auch werden die Häuschen nach qualitativer Handwerkskunst „Made in Austria“ hergestellt und nicht billig irgendwo im Ausland zusammengebastelt.

 

Kamen sie während ihres zweijährigen „Nomadenlebens“ auf diese Idee?

Ja genau! Das dieser Weg der richtige für mich ist, hat sich auf meiner langen Reise herausgestellt. Ich habe seit ich 15 Jahre alt war, an konventionellen Häusern mitgebaut. Ich weiß genau, welche Auswirkungen diese Bauweise auf den Bauherrn und die Umwelt hat. Für mich hat das damals alles schon sehr wenig Sinn ergeben, es war mir alles viel zu Kosten- und Ressourcen intensiv. Jedenfalls habe ich dann auf meiner Reise Dinge wie Minimalismus und mobiles, unabhängiges Wohnen kennengelernt. Dabei fühlte ich mich so richtig frei und lebendig, wie nie zuvor. Also habe ich mich neu orientiert und Holzhäuser in Neuseeland mitgebaut. Mir war klar, dass es so einiges zu ändern gab und dass meine Zukunft ganz anders aussehen wird.

 

Damals lernten Sie auch ihre Lebensgefährtin kennen, die Sie nach Greifenburg brachte. Wie fühlt sich ein Bayer in Oberkärnten?

Ich war auf der Suche nach mehr Gelassenheit, weniger Zivilisation und mehr Natur. Als meine Partnerin dann in Neuseeland sagte: „Hier schaut es eigentlich genauso aus wie bei uns in Kärnten“, gab ich der ganzen Sache eine Chance und ich habe mir das Drautal angesehen. Wir sind dann wenige Wochen vor der Geburt unserer kleinen Aurora heimgeflogen und haben uns hier unser Nest aufgebaut.

 

Was ist der private Wunschtraum von Wieland Kraus?

Ganz generell wünsche ich mir, dass wir Menschen wieder bewusster Leben und darauf achten welche Auswirkungen unsere tagtäglichen Handlungen und Entscheidungen haben. Es gibt täglich mehr Menschen, die sich entschließen wieder diesen bewussteren Weg zu gehen. Ich freue mich schon auf unsere Zukunft!

 

Und wie gefällt Ihnen der „OVT“ gern noch gefragt?

Besonders toll ist, dass die Berichterstattung nicht so einseitig mit dem Fokus auf schockierende und entmächtigende Beiträge abzielt, wie es in den meisten anderen Mainstreammedien der Fall ist. Schön das man hier auch viele positive und aufbauende Artikel finden kann!

 

Foto: Nga Tran

 

Kurz gefragt:

Beruf: Visionär bei „Tiny House Dream“

Sternzeichen: Steinbock

Ich schaue gern (TV, Film): Matrix, Der Grüne Planet, Into the Wild

Ich esse gerne: Vegan, Rohkost-Smoothies

Lieblingstier: Quokka (Kurzschwanzkänguru)

Lebensmotto: „I know all the rules, but the rules do not know me“/Eddie Vedde