Gerald Holzfeind (64) ist Ex-Fußballhalbprofi und war in den 1970ern Teil eines Drautaler Fußball-Märchens. Vor 50 Jahren wurden er und andere „Buben“ aus Steinfeld auf mehreren Ebenen Meister. Unlängst trafen sie sich zu einem Stelldichein in der Heimat, sogar eine Broschüre wurde aufgelegt. Vom Notar, Banker, Kelag-Sicherheitsbeauftragten, Linzer Magistrats-Vizechef und hiesigen Busunternehmer (mittlerweile sind etliche in Rente) kamen alle. Der am weitesten angereiste sogar aus dem nordrhein-westfälischen Straelen. Gerald Holzfeind lebt mit Ehefrau Jacqueline in Lengholz, sie haben drei Kinder und sechs Enkel.
OVT: Herr Holzfeind, wie blicken Sie auf das Treffen zurück? Worum drehten sich die Gespräche nach so langer Zeit? Familien, Karrieren, Fußball …
Gerald Holzfeind: Viele von uns haben sich über Jahre und teilweise Jahrzehnte nicht mehr gesehen und trotzdem war sofort die alte kameradschaftliche Verbindung spürbar. Wir sprachen natürlich vorwiegend über die gemeinsame sportliche Vergangenheit, lustige Erlebnisse von damals und wie sich unsere Familien bis heute entwickelt haben.
Wie kam dieses Treffen denn überhaupt zustande? Spielte nicht Ihr damaliger Trainer Walter Walchensteiner ebenfalls eine Rolle?
Ja. Walter hat im Sommer, als ich ihn zu Hause besuchte, den Wunsch geäußert, dass er gerne wieder einmal mit seinen „Buam“ zusammenkommen möchte.
Ich habe gleich am nächsten Tag begonnen, die ehemaligen Mitspieler zu kontaktieren und wir haben mit einer kleineren Gruppe unser Treffen im Oktober organisiert.
Was zeichnete denn die Steinfelder Schülermannschaft von einst so aus?
Ein wesentlicher Faktor unseres damaligen Erfolges war wohl, dass unsere Trainer Walter Walchensteiner und Franz Noisternig nicht nur sehr gut motivieren konnten, sondern uns auch stets vor Augen führten, dass wir nur gemeinsam stark sein können. Wir entwickelten uns zu einer tollen Einheit, wo jeder für jeden da war, und konnten als sogenannte „Provinzler“ über einige Jahre sehr große Erfolge feiern. Das war auch möglich, weil viele Eltern, Firmen, die Gemeinde und auch die Bevölkerung uns tatkräftig unterstützten. Das Spiel gegen den Salzburger Meister auf dem Weg ins Finale um den Österreichischen Schülermeister wurde in Steinfeld von über 600 Zuschauern besucht. Das war im Nachwuchsbereich wohl mehr als außergewöhnlich.
Bitter war jedoch das Österr. Schülerfußball-Finale 1976 in Linz. Man dominierte Dornbirn mit 33 zu 5 Torschüssen, traf mehrmals nur Stange oder Latte und verlor schließlich unglücklich im Elferschießen. Es war für alle natürlich eine große Enttäuschung. Auch für die ca. 100 mitgereisten Fans aus Steinfeld. Rückblickend muss man sagen, dass es im Fußball immer wieder vorkommt, dass jene Mannschaft gewinnt, die eigentlich total unterlegen ist, das nötige Glück aber auf ihrer Seite hat.
Apropos „Karrieren“: Für Sie war es damals der Startschuss zur Halbprofi-Karriere – was waren Ihre Stationen, welche Positionen spielten Sie?
Durch unsere Erfolge mit Steinfeld wurden auch größere Vereine auf uns aufmerksam. Deshalb wurde ich 1978 vom VSV ins Leistungszentrum geholt. 1979 konnte ich mit 17 Jahren in der Kampfmannschaft des VSV in der 2. Division debütieren. 1983 wechselte ich zum SV Spittal, wo wir als Meister den Aufstieg in die Bundesliga schafften. In all den Jahren wurde ich im Sturm oder im Mittelfeld eingesetzt.
Welche Highlights bleiben Ihnen in besonderer Erinnerung?
Die außerordentlichen Erfolge mit der Schüler- und Jugendmannschaft der SG Steinfeld, der österreichische Meistertitel mit der Kärntner Auswahlmannschaft und natürlich der Aufstieg mit dem SV Spittal in die Bundesliga. Besonders in Erinnerung bleibt aber auch die Mittelamerika-Tournee 1985 mit den Spittalern, wo wir in Guatemala, Costa Rica und El Salvador für uns ungewohnte Zuschauerkulissen hatten – von 20.000 bis 35.000 Zuschauern. Bei unseren Heimspielen in der Meisterschaft hatten wir ja maximal 5.500 Besucher.
Wie „intensiv“ verfolgen Sie heute den Fußball? Was erhoffen Sie sich für Österreich z. B. bei der Fußball-WM nächstes Jahr in Nordamerika?
Heute sitze ich bei Spielen vor dem Fernseher und hoffe auf einen offenen Schlagabtausch mit vielen Toren. Leider gibt es diese Spiele nur selten, weil durch viele taktische Fouls der Spielfluss immer wieder unterbrochen wird. So kann es sein, dass ich erst später nur die Zusammenfassungen anschaue. Das österreichische Team zeigt wiederum seit vielen Jahren aber, dass es durchaus in der Lage ist, mit großen Nationen mitzuhalten. Mit etwas Glück traue ich dieser Mannschaft sehr viel zu.
Andererseits: Welchen Wunsch hätten Sie privat noch? Eine Weltreise …
In erster Linie wünsche ich, dass meine ganze Familie gesund bleibt und auch unsere Enkel noch eine schöne Zukunft vor sich haben. Reisen sind wie bisher auch weiterhin vorgesehen, leider keine Weltreise, denn dazu könnte ich meine Frau wohl nicht überreden.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern final gefragt?
Der Oberkärntner Volltreffer wird jede Woche gerne gelesen, weil dort viele Ereignisse aus der Region vorkommen und oftmals auch gute Bekannte zu sehen sind. So bleibt man über aktuelle Themen informiert.
Kurz gefragt:
Gerald Holzfeind (Steinfeld)
Ex-Fußballhalbprofi und Landesbeamter i. R.
Sternzeichen: Skorpion
Ich höre gern: Country
Lieblingsgetränk: der eigene Most – gespritzt
Lieblingstier: Tiger
Lebensmotto: Was du nicht willst, was man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu.