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07. Oktober 2022

Walter Widemair (Steinfeld)

Walter Widemair (64) kennt man als langjährigen Bandchef und Musiker des einstigen „Dolomitensextett Lienz“ und als vielfach preisgekrönten Komponisten, Texter und Musikproduzent. Als solcher hat er zurzeit mit dem Titel „Senioren sind nur früher geboren“, interpretiert vom „EU-Bauern“ Manfred Tisal, ein heißes Eisen im Feuer. Der Titel wurde Anfang Oktober im Kongress-Center Pörtschach vorgestellt. Abseits der Musik ist der gebürtige Osttiroler auch in seiner Wahl-Heimatgemeinde Steinfeld aktiv, seit 2005 ist er als „Minister der lockeren Sprüche“ das Herz der Faschingsgilde Steinfeld und nebenbei als Buchautor tätig. Walter Widemair ist verheiratet mit Gattin Petra, hat vier erwachsene Töchter aus erster Ehe und ist zweifacher Opa.
Walter Widemair (Steinfeld)

Musikproduzent

 

„Senioren sind nur früher geboren“

OVT: Herr Widemair, wie kam es zu „Senioren sind nur früher geboren“?

Walter Widemair: Das ist eine spezielle Geschichte. Vor drei, vier Monaten kam Hella, unsere Steinfelder „Jaga-Wirtin“, mit einem Text des EU-Bauern Manfred Tisal, der in einer Seniorenzeitung abgedruckt war, zu mir. Der bekannte Humorist fügte im Text das Anliegen hinzu, dass sich vielleicht ein Komponist zum Vertonen finde ließe. Die Zeilen, die ich da las, sprachen mich sofort an und inspirierten mich derart, dass ich den Song in weniger als zwei Tagen fertiggestellt hatte und ein Demo anfertigte.

Wie würden Sie unseren Lesern den Titel kurz beschreiben?

Ich entschied mich für den „Happy Sound“, wie wir ihn von James Last her kennen und der stets auch unser Sextett-Markenzeichen war. Dadurch konnte ich von Beginn an jenen Frohsinn schaffen, der mir für diesen Titel wichtig schien. Die rockigen Gitarren im Schlussrefrain sollen die Pensionisten von heute an ihre Jugendmusik – die Beatles, Rolling Stones, Queen – erinnern! Im Studio standen mir tolle Musiker zur Verfügung: Martin Lang an der Trompete, Martin Felsberger an der Posaune und Sepp Safrin an der Gitarre. Das „Quartett Gegendklang“ und meine Tochter Kathrin im Background-Chor rundeten das Ganze schließlich ab. Für den Endmix und das Master konnte ich zu meiner Freude Schwiegersohn Markus Musshauser von den „17-Studios“ in Nußdorf-Debant gewinnen.

Was meinte „EU-Bauer“ Manfred Tisal beim ersten Anhören des Endprodukts?

Er war fast aus dem Häuschen, am Handy hörte ich nur noch: „Sensation!“

Wie sehen Sie das Thema übrigens selber mit ihrem baldigen „Pensionisten“-Leben?

Ich stehe quasi „ante portas“, es ist für Februar angedacht. Jedoch muss ich mich mit dem Gedanken, ein „Senior“ zu sein, erst anfreunden. Außerdem weiß ich ja nicht, wie sich meine gegenwärtigen Musikaktivitäten entwickeln. Zum Schluss wird es ein „Unruhestand“. Im Rückspiegel meines Lebens erblicke ich extrem viel Action und Arbeit: die 30 Jahre bei KOCH, 35 Jahre Trachtenkapelle, 30 Jahre Kirchenchor, 20 Jahre FC WR-Präsident (alle in Nussdorf-Debant), 16 Jahre Kinderkrebshilfe, 10 Jahre Leiter des Lienzer Krankenhaus-Schwesternchors, 17 Jahre Faschingsgilde Steinfeld und natürlich herrliche und aufwühlende 32 Jahre mit dem „Dolomitensextett“.

Apropos „Musiktreiben“: Ist etwas geplant?

Und ob! Gemeinsam mit Georg Stampfer, der u.a. 2008 mit seinem „Sissi“-Musical selbst in China sehr erfolgreich war, bin ich seit Längerem an einem Johann Strauß Sohn-Musical dran. Wir zeigen die Stationen seines Lebens und wollen unsere Neukompositionen und Strauss-Arrangements modern anlegen. Und „Welt-Hits“ wie der Donauwalzer, die Fledermaus oder Tritsch Tratsch-Polka, dürfen natürlich nicht fehlen.

Welche Musik-Highlights bleiben Ihnen in ewiger Erinnerung?

Insbesondere die Erfahrungen, die ich mit Künstlern wie Vico Torriani, Lolita, Karel Gott und anderen großen Persönlichkeiten bei Koch Records machen durfte. All die Produktionen mit dem Nockalm Quintett, den Kastelruther Spatzen oder Monika Martin, bleiben unvergesslich. Schließlich durfte ich auch Filmmusik für „Schloß am Wörthersee“ schreiben und Telly Savalas oder „Winnetou“ Pierre Brice persönlich kennenlernen. Geprägt und erfüllt hat mich über all die Jahre meine „Seelenverwandtschaft“ und Zusammenarbeit mit der für mich größten Texterin im deutschen Sprachraum, der leider schon verstorbenen „ungekrönten Königin“ Irma Holder. In Summe ist meine ganze Zeit bei Koch ein Highlight, nicht zuletzt, weil sie von hohem Standard und denkwürdigen gemeinsamen Erfolgen geprägt war.

Dennoch hat das „Dolomitensextett“ seinen spezielleren Platz!

Unsere Band war immer mein völliges „Herzblut“, der von uns kreierte Happy-Power-Sound wurde zum musikalischen Stempel mit Wiedererkennungswert. Selbst bei diversen TV-Shows, speziell in Deutschland, wurden wir mehrmals gefragt, wer das Arrangement geschrieben hätte und welche Musiker dieses eingespielt hätten. „Das waren wir selber“, durfte ich stolz antworten. Unser Sound war das Endprodukt gemeinsamer Begeisterung und trug einen „Hauch der großen Welt“!

Was bleibt vielleicht auch in negativer Hinsicht in Erinnerung?

Das sind die unliebsamen Ereignisse, die mit dem Abschied vom Koch-Studio 2012 zusammenhängen, war ich doch drei Jahrzehnte mit sehr viel Herz dabei. Und dennoch überwiegt für mich schlussendlich das Schöne, wenn auch die letzte Zeit nicht unproblematisch war.

Wie blicken Sie wiederum auf ihre Kommunalpolitiker-Karriere zurück?

Da habe ich komplett abgeschaltet, dieses Kapitel ist abgehakt. Nachträglich bin ich aber sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte und musste. Was mich von Herzen freut, ist, dass das „Team Aufwind“, dem ich voranstand, weiterhin bestens im Gemeinderat aufgestellt ist.

Andererseits: Ist die Steinfelder Faschingsgilde nach zweijähriger Corona-Zwangspause schon am Planen?

Logisch. Erst kürzlich machten wir einen tollen Ausflug, um wieder gemeinsam Motivation aufzutanken. Und an Stoff zum Narrisch-Sein wird es nach über zwei Jahren Corona nicht mangeln. Jetzt sind einmal Vorplanung und Brainstorming angesagt, ab Advent folgt dann der Feinschliff.

Und wie nehmen Sie den „Oberkärntner Volltreffer“ wahr?

Als Exil-Osttiroler bin ich jedes Mal neugierig drauf. Wenn daskastl, wie so oft, vor Werbung fast überquillt und man einen Großteil zum Müll befördern muss, ist nicht selten der „Volltreffer“ das Einzige, das von allem übrigbleibt.

Kurz gefragt

Sternzeichen: Wassermann

Ich höre gern (Musik): Happy Sound, Singers Unlimited, CCR, ABBA, Udo Jürgens

Lieblingsfarbe: Blau … wie das Meer und der Himmel!

Glücksbringer: alle meine Weggefährten: meine Frau, die Familien, meine Kinder und Enkel, unsere zwei Hundln Momo und Quinto und die drei Katzen

Kleines Laster: A guates Tröpferl, verbunden mit dem Gedanken an die tolle Zeit mit dem „Dolomitensextett“ in der Steiermark