OVT: Frau Oberegger, was war der Auslöser für Sie, Dorfservice-Mitarbeiterin zu werden?
Tamara Oberegger: Mein Bachelor-Studium „Soziale Arbeit“ neigte sich langsam dem Ende zu und beim Dorfservice wurde eine Stelle frei. Es war relativ kurzfristig, dass ich mich beworben habe und genommen wurde. Für die Bewohner der Gemeinden Krems und Rennweg eine Unterstützung zu sein und ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begleiten zu dürfen, hat mir von Anfang an viel Freude bereitet.
Apropos Dorfservice-Mitarbeiterin: Im Volksmund kennt man ja auch die Dorfhelferinnen gut! Wo gibt es Unterschiede, wo vielleicht Parallelen?
Die Struktur der Dorfhelferinnen gibt es ja leider nicht mehr in dieser Form, deshalb haben sich Lücken aufgetan, die wir mit schließen können. In unseren ländlichen Gemeinden ist die Nachbarschaftshilfe, besonders in Notfällen, noch sehr groß. Das ist ein großes Plus. Wir verstehen uns mit unseren Angeboten als Ergänzung dazu. In relativ kurzer Zeit bauen wir ein Netzwerk auf, das die Menschen entlastet und unterstützt.
Wie würden Sie den Lesern das Modell „Dorfservice“ im Bezirk Spittal generell erklären? Was sind Hauptanliegen?
Dorfservice ist ein Sozialer Verein, der mit ehrenamtlicher Tätigkeit im Alltag den Menschen helfend zur Seite steht. Dabei bieten wir unbürokratisch und meist kostenfreie Unterstützung an. Im Jahr 2007 hat alles mit vier Gemeinden als Pilotprojekt begonnen – mittlerweile gibt es 17 Dorfservice-Gemeinden in Oberkärnten. Unser Hauptanliegen ist es, Menschen zu ermöglichen, so lange es geht zu Hause, in den eigenen vier Wänden wohnen zu können, ein Stück Unabhängigkeit zu wahren und ihren Alltag selbstständig meistern zu können. Die Angebote sind aber für alle Altersgruppen nutzbar. Besonders Fahrten zu Therapie und Ärzten brauchen, z.B. bei Verletzungen, auch jüngere Personen.
Was fällt nun alles in ihren Arbeitsbereich?
Im Vordergrund steht der Kontakt mit Klienten und den ehrenamtlichen Mitarbeitern. Menschen melden sich bei mir mit ihren Anliegen, ich koordiniere die Einsätze, bringe Fahrer und Mitfahrer, Besucher und zu besuchende Personen zusammen.
Wie können die Menschen mit Ihnen in Verbindung treten?
Ganz unkompliziert per Telefon oder persönlich in den Gemeindesprechstunden oder Hausbesuchen. Ein großer Teil meiner Aufgabe ist die Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeitern, wir treffen uns in regelmäßigen Abständen zum Austausch und zu gemeinsamen Unternehmungen. Im Hintergrund passiert natürlich auch viel: Statistiken, Betreuung der Sozialen Netzwerke, Teamsitzungen, Kontakt mit den Gemeinden uvm.
Welche Ausbildung, Kurse brauchten Sie für ihre Tätigkeit?
Einfühlungsvermögen und Engagement sind wohl die besten Begleiter für diese Tätigkeit. Eine soziale Grundausbildung war, wie bei mir, natürlich ein großer Vorteil, jedoch kein Muss. Eine Ausbildung zur Freiwilligen-Koordinatorin habe ich absolviert, um die Arbeit mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern gut machen zu können.
Gab es auch schon mal besondere „Einsätze“?
Wenn Klienten anrufen und ich ihnen mitteilen, dass ich als Dorfservice-Mitarbeiterin selber fahre, ist die Freude immer groß. Mit einer Klientin gehe ich ab und zu einkaufen und es entstehen immer schöne Gespräche. Die Geschichten und Anekdoten von damals zu erfahren, ist immer wieder spannend. Und neben bei kann ich dann auch noch viel dazulernen. Besondere Einsätze sind immer die, wenn die Klienten uns mit Dankbarkeit entgegenkommen. Da geht uns das Herz auf und wir wissen wieder, wie wichtig unser Tun ist. Im ersten Lockdown gab es für unsere Klienten kleine Präsente – von mir bekamen sie Blumensamen. Da habe ich heuer einen Anruf erhalten, dass die Blumen auch heuer wieder aufgegangen sind, das hat mich natürlich sehr gefreut!
Wie könnte man beim „Dorfservice“ hauptamtlich oder ehrenamtlich Mitarbeiter werden?
Hauptamtlich sind wir im Moment sehr gut aufgestellt. Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uns immer herzlich willkommen. Dabei ist der Rahmen für die ehrenamtliche Mitarbeit sehr breit gefächert: von den klassischen Fahrtendiensten zu Ärzten oder zur Therapie, Einkaufsservice, Besuchsdienste oder Kleine Hilfsdienste. Auch gemeinsam auf den Friedhof zu gehen um das Grab zu gießen bis hin zu Lesepatenschaften in den Schulen oder gemeinsame Nachmittage für die ältere Generation. Jeder kann eigene Ideen einbringen und gemeinsam können tolle Projekte entstehen. „Wenn DU dich da angesprochen fühlst, und gerne beim Dorfservice dabei sein willst, freue ich mich sehr über deinen Anruf unter Tel. 0664/739359 80 oder per Email (
Welchen Wunschtraum haben Sie privat?
Ein paar Wünsche privat gibt es da natürlich schon. Schöne Urlaubsziele, einen großen Garten mit (Heil-)Kräutern, Obst und Gemüse. Was mir aber besonders wichtig ist und mir sehr am Herzen liegt, ist die Natur, die Umwelt, unsere Erde. Für uns alle wünsche ich mir, dass wir verstehen, dass wir nur diesen einen Planeten Erde haben und wir uns auch endlich dementsprechend verhalten müssen. Anstatt das Leben als „schneller, höher, weiter“-Marathon zu sehen, müssen wir wieder ein, zwei Gänge zurückschalten und das Wertschätzen, was wir haben.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“?
Ich lese den OKV sehr gerne – besonders die Interviews sind immer spannend.
Foto: Sabine Pichorner
Beruf: Dorfservice-Mitarbeiterin
Sternzeichen: Schütze
Ich höre gerne (Musik): das ist sehr Stimmungsabhängig
Ich esse gerne: viel – am liebsten Gemüse aus dem eigenen Garten
Lieblingsblume: die Schafgarbe
Lebensmotto: „Wenn es dich glücklich macht, muss es keinen Sinn ergeben.“ (Natalie Irber)