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23. April 2021

Prof. Werner Lexer (St. Jakob im Lesachtal)

Prof. Werner Lexer (65) nutzt mit seinen Geschwistern die Corona-Zeit zum Aufarbeiten der Kompositionen und des umfangreichen Notenarchivs von Vater Johann Lexer. Dem multi-instrumentalen Lesachtaler und pensionierten Banker wurde 2015 für sein musikalisches Wirken der Titel „Professor“ verliehen. Prof. Lexer lebt mit Gattin Maria in Strajach im Lesachtal, hat drei Töchter und zwei Enkel.
Prof. Werner Lexer (St. Jakob im Lesachtal)

Die Lexer’s sind eine Musiker- und Kulturfamilie

OVT: Herr Prof. Lexer, wie geht es einer Familie, die so mit Musik und der Kultur verbunden ist, in dieser veranstaltungs-, konzert- und musikprobenlosen Zeit?

Prof. Lexer: Die vergangenen zwölf Monate waren für uns als aktive Musiker, als Betreiber der „Volksmusik Akademie Lesachtal“ und des Johann Lexer Geigenbaumuseums natürlich eine besondere Herausforderung. Es konnten keine Musikproben und Auftritte mit der Trachtenkapelle durchgeführt werden, viele Kurse in der „Akademie“ mussten abgesagt bzw. verschoben werden. Wir haben diese Zeit aber nicht ungenutzt gelassen und uns intensiv für die Zeit nach Corona vorbereitet.

 

Welche Ideen und Projekte für die Zeit nach Corona haben Sie bereits im Kopf?

Die Ideen und Projekte in unserer Familie gehen nicht so schnell aus. Mit meinen Geschwistern Greti, Helmut und Gerhard sind wir seit zwei Jahren dabei, die Kompositionen und das umfangreiche Notenarchiv unseres Vaters Johann Lexer aufzuarbeiten, an die aktuellen Erfordernisse anzupassen und zu verlegen. Dazu haben wir die „Edition Lexer, Musikverlag e.U.“ gegründet. Weiters haben wir die Schaustücke im Geigenbaumuseum um einige interessante Instrumente, Gegenstände und Informationen erweitert. Darunter auch die vermutlich kleinste Geige der Welt aus Holz und in Originalbauweise, aber das müsst ihr euch selber anschauen.

 

Welche Kompositionen und Musikstücke werden von euch aufgearbeitet und verlegt?

Unser Vater Johann Lexer hat viele Musikstücke für die Blasmusik und auch für Kammer- und Kirchenmusik komponiert. Darunter die bekannten Märsche „Hoch Lesachtal“ und „Mein Heimattal“. Weiters hat er viele Musikstücke, die er oft nur einmal im Radio oder auf einem Grammophon gehört hat und nie verlegt wurden, aufgezeichnet und dadurch der Musik-Nachwelt erhalten. Diese Musikstücke wurden nunmehr von meinen Brüdern Helmut und Gerhard für die heutigen Anforderungen neu arrangiert und werden in unserem Verlag veröffentlicht. Wir haben uns mit unserem Verlag eben auf bodenständige Blasmusik, Volksmusik und Kammermusik spezialisiert.

 

Sind alle Mitglieder der Familie Lexer mit Musik und Kultur verbunden?

Ja, wir waren sechs Geschwister. Meine Schwester Greti war lange Zeit in dem hauseigenen Streichorchester und in der Kirchenmusik mit ihrer Geige aktiv. Ihre Tochter Hannelore spielt bei mir in der „Familienmusik Lexer“ und wirkt bei mehreren Kärntner Volksmusikgruppen mit. Mein ältester Bruder Hans war begeisterter Musikant in der Trachtenkapelle Liesing und ist mit 18 Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Helmut war jahrzehntelang Kapellmeister der Bundesmusikkapelle Jenbach und ist jetzt auch sehr erfolgreich als Komponist und Arrangeur tätig. Gerhard ist seit 1975 Kapellmeister der Trachtenkapelle Liesing und bildete schon viele junge Blasmusiker aus. Bruder Erwin, er war Gründer und musikalische Leiter des „Lesachtaler Sextett’s“ verstarb mit 41 Jahren. Auch unsere Frauen sind musikalisch und organisatorisch in unseren Projekten tätig.

 

Wie schaut es mit der nächsten Lexer-Generation aus?

Unsere drei Töchter Birgit, Marion und Margret haben eine sehr gute musikalische Ausbildung genossen und spielen in unserer „Familienmusik Lexer“ und in der Trachtenkapelle Liesing. Die Kinder von Erwin gehen einen musikalisch professionellen Weg. Verena ist eine Musikpädagogin und mit der von ihr entwickelten Musik-Lehrmethode „Ganz in der Musik“ sehr erfolgreich. Robert ist mit dem „3L“-Ensemble in Österreich, Deutschland und der Schweiz unterwegs. Alexandra Lexer deckt mit ihrer wunderbaren Stimme den Schlager- und Musicalbereich ab. Inzwischen stehen bereits unsere Enkel in der musikalischen Ausbildung.

 

Wie läuft es wiederum mit Ihrem Lieblingsprojekt, dem „Lesachtaler Brot“?

Da sind wir mit unserem rührigen Obmann Hans Unterguggenberger, dem Vereinsvorstand bzw. den Getreide- und Brotproduzenten auf einem sehr erfolgreichen Weg. Nach der Aufnahme des „Lesachtaler Brotes“ in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO und der Errichtung des Lesachtaler Brothauses in Tokio wurde unser Brot von Slow-Food-International in das Slow-Food-Presidio-Register für wertvolle und erhaltenswerte Lebensmittel aufgenommen. Auch die von unserer Familie renovierte Lexer-Wasser-Steinmühle im Strajachgraben wurde für das Vermahlen des Lesachtaler Getreides als erste Wasser-Steinmühle weltweit mit dem Lesachtaler Brot in dieses Register aufgenommen.

 

Sie betreiben auch eine Landwirtschaft. Die Wetterlagen in den letzten Jahren kann man teilweise als „katastrophal“ bezeichnen. Wie geht‘s ihnen im Lesachtal damit?

Ja. Diese Unwetter in den letzten drei Jahren haben auch uns als kleinen Bergbauernbetrieb stark getroffen. Unsere Felder in Strajach waren zweimal mit einer großen Mure verwüstet. Das Sturmtief im Herbst 2018 hat in unserem Wald 1.500 Festmeter Holz umgelegt. Wir waren monatelang mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Wir waren aber alle froh, dass keine Menschen zum Schaden kamen und unsere Häuser dem Sturm standgehalten haben.

 

Welchen Wunsch möchten Sie sich privat noch erfüllen?

Mein größter Wunsch ist es, dass wir mit unserer Familie, unseren Freunden und Bekannten und wenn möglich mit allen Menschen auf dieser Erde gesund aus dieser Pandemie herauskommen und uns mehr auf das Miteinander statt dem Gegeneinander besinnen. Für unsere Projekte „Volksmusik Akademie“, das Johann Lexer Geigenbaumuseum und der Alpenkammermusik habe ich den Wunsch, dass wir nach Corona den bisher so erfolgreichen Weg fortsetzen können und dass wieder viele musikbegeisterte Freunde unsere Angebote nutzen können.

 

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern noch gefragt?

Mir und unserer Familie gefällt der „Oberkärntner Volltreffer“ sehr gut, weil er gemeinsam mit dem „Osttiroler Bote“ unser regionales Einzugsgebiet (Bezirk Hermagor, Bezirk Spittal und Osttirol) optimal abbildet. Besonders gefallen mir die Interviews zu kulturellen Themen und die hochkarätigen Beiträge des gebürtigen Lesachtalers Karl Brunner.

 

Kurz gefragt:

Beruf: „Volksmusik Akademie“-Betreiber und Nebenerwerbslandwirt

Sternzeichen: Waage

Ich lese gerne: „Oberkärntner Volltreffer“

Ich esse gerne: Äpfelknödel und von meiner Frau gebackenes Lesachtaler Brot

Lieblingspflanze: Paradies-Lilie auf der Mussen

Glücksbringer: Meine Glücksbringer heißen Maria, Birgit, Michi, Marion, Hannes, Beat, Romy, Margret und Markus.

Kleines Laster: Beim Zusammensitzen mit meinen Musikfreunden vergesse ich manchmal die Zeit. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass meine mechanische Hand-Uhr in der letzten Zeit öfters Aussetzer hat.