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01. Oktober 2021

Manfred Gartner (Dellach/Drau)

Beruf: Korbimker, Baumwärter und Pensionist
Manfred Gartner (Dellach/Drau)

Eine gesunde Biene hat besten Honig

Manfred Gartner (65) geht seit 2016 der Lüneburger Korbimkerei, einer Bienenkorb-Haltungsart aus Norddeutschland, nach. Der Drautaler ist auch der Einzige in Österreich, der Imkerei so betreibt. Zudem ist das Mitglied des Bienenzuchtvereins Dellach/Drau als Baumwärter im Obst- und Gartenbauverein Nußdorf-Debant aktiv sowie auch bei ähnlichen Vereinen in Südtirol. Der gelernte Koch war zuletzt bei der Wildbach- und Lawinenverbauung beschäftigt und lebt mit Ehefrau Heidi und Tochter Nicole in Dellach.

OVT: Herr Gartner, wie kamen Sie auf die Bienenkorb-Haltung?

Manfred Gartner: 2015 bekam ich von einem erfahrenen Imker, Herrn Erwin Kotz aus Greifenburg, einen Schwarmfangkorb, den ich mit einem Ableger besiedelte. Im Laufe des Sommers schaute ich den Bienen zu, wie sie mit einer Genauigkeit diesen Korb ausbauten. Das war der Anstoß, dass ich mich dieser Bienenhaltung verschrieben und in diese Materie eingelesen habe.

Wo liegt nun grundsätzlich der Unterschied zwischen der hierzulande populären Magazin-Imkerei und Ihrer Korbimkerei?

Die Korbimkerei ist naturnahes Imkern mit artgerechter Bienenhaltung. Die „gesunde“ Biene – in Kärnten die Carnica, denn nur sie ist bei uns zugelassen – steht dabei im Mittelpunkt. Und im Vergleich zur Magazin-Imkerei wird etwa nur einmal im Jahr geerntet, es gibt also keinen saisonalen Löwenzahn-, Almrausch- etc. Honig. Natürlich fällt die Ernte auch wesentlich geringer aus, ca. sechs bis sieben Kilogramm Presshonig und einen Teil Scheibenhonig pro Korb, die ich Mitte September bis Anfang Oktober ernte. Dann ist der Korb brutfrei und die Völker teile ich auf andere Körbe wieder auf.

Womit „füttern“ Sie Ihre Bienen?

Grundsätzlich füttere ich meine Bienen überhaupt nicht, da diese auf den eigenen Honig zurückgreifen können. Im Frühjahr bekommen sie einen Teil Futterteig dazu, um die Anfangstracht zu überbrücken. In monatlichen Abständen bekommen sie auch einen geringen Teil Zuckerwasser als Trägermaterial für meine Globuli zur Gesunderhaltung. Im Herbst lege ich unter meine Körbe Rhabarberblätter, die Oxalsäure enthalten als Abwehr gegen die Varroamilben. Auch Bücherskorpione befinden sich in meinen Körben. Diese haben früher in Symbiose mit den Bienen gelebt und zur Sauberkeit im Korb beigetragen. Da ich meine Bienen nur jedes zweite Jahr „abtrommle“ und den Honig einzelner Körbe entnehme, brauchen sie im Winter von ihrem eigenen eingetragenen Honig nur zweieinhalb Kilo. So bleiben ihnen alle wichtigen Inhaltsstoffe, was ja auch für die Bienen selber gesund ist.

Sie verwenden Strohkörbe aus Nord-Deutschland?

Von meinen zwölf Körben sind zehn „Lüneburger Stülper“. Das Um und Auf in der Korbimkerei. Sie sind aus Stroh, ähneln natürlichen Baumbehausungen und bieten Platz für ein Volk bis 20.000 Sommer- und 7.000 Winterbienen. In der herkömmlichen Bienenzucht beispielsweise sind bis zu 80.000 Bienen keine Seltenheit in einem Stock, das kommt für mich einer Massentierhaltung gleich. Die Bienen schaffen sich ihre Behausung so selber. Rund um die Königin herrscht eine Durchschnittstemperatur von 36 °C, der Strohkorb nimmt die Feuchtigkeit gut auf. Und die Bücherskorpione sind die „Gesundheitspolizei“. Diese fressen nämlich gern die Varroamilbe, einen bekannten Schädling in der Bienenzucht.

Heißt das nun auch, dass der Honig letztendlich „besser“ ist?

Zumindest ist es nur gesunder Honig. In diesem sogenannten Presshonig, der recht zähflüssig ist, sind zum Beispiel Wachsreste, Blütenpollen, Propolis drin. Der gängige Honig aus Magazin-Haltung wird geschleudert, hat dadurch bereits eine andere Konsistenz.

Ihre Imkerei inspiriert längst aber auch andere!

Es kommen immer wieder Interessierte zu mir. Heuer waren Mitte August z. B. wieder acht Damen, acht Jungimkerinnen vom Verein der „Stadtbienen“ aus Klagenfurt, bei mir in Dellach, weil sie etwas über Korbimkerei wissen wollten.

Apropos Wissen: Dieses haben Sie sich auch über Obst und Kastanien angeeignet – und würden damit auch gerne einen Wunsch verbinden?

Ja, denn ich bin auch Baumwärter beim Obst- und Gartenbauverein Nußdorf-Debant sowie tätig beim Verein „Sortengarten“ aus Südtirol. Daher ist mir das Veredeln von alten Äpfel- oder Birnensorten bei uns im Drautal ein wichtiges Thema. Vom Kastanienverein Südtirol habe ich vor einiger Zeit wiederum 100 Kastanienbäume geholt, um diese ebenso bei uns zu kultivieren.

Und wie gefällt Ihnen der „OVT“ gern noch abschließend gefragt?

Ganz einfach gut.

Kurz gefragt:

Sternzeichen: Widder

Ich höre gern: Volksmusik bis hin zu volkstümlicher Musik

Ich trinke gerne: ein Glas Rotwein aus Südtirol

Lebensmotto: Mit Elan und Schwung durch mein ganzes Leben