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11. Juni 2021

Judith Pichler (Förolach)

Judith Pichler (32) war nach den Wahlen im April die erste Feuerwehrkommandantin Kärntens. Die Begeisterung der Gailtalerin für die Feuerwehr entfachte, als sie mit 15 Jahren als „Probefeuerwehrmann“ bei der FF Förolach anfing. Hauptberuflich ist sie selbstständig als Heilmasseurin tätig und unterstützt darüber hinaus als ehemalige Hobbyfußballerin das Training der U 8 beim SV Egg. Judith Pichler lebt mit ihren zwei Buben Matteo und Yannik (6 und 9 Jahre alt) in Presseggen.
Judith Pichler (Förolach)

Auf ihr Kommando hören 30 Männer

OVT: Frau Pichler, mit Ihrem Opa, Ihrem Vater, der bis 2019 ja selber Kommandant-Stellvertreter war, und ihrem älteren Bruder sind sie ja in einer regelrechten Feuerwehrfamilie aufgewachsen. Aber hätten Sie jemals gedacht, die erste Feuerwehrkommandantin Kärntens zu sein?

Judith Pichler: Ehrlich gesagt, dass ich einmal Kommandantin werde, hätte ich nie gedacht, obwohl ich schon von klein an für die Feuerwehr geschwärmt habe. Mein Opa hat mir öfter aus Spaß gesagt: „Du wirst bestimmt einmal unsere erste Kommandantin.“ Damals habe ich aber nur darüber gelacht, weil in meiner Kindheit ja Frauen noch nicht zur Feuerwehr durften.

 

Wie geht es Ihnen nun nacheinigen Wochen im Amt. Gab es auch schon den ersten Einsatz unter Ihrem Kommando?

Derzeit bin ich eher mit Sitzungen und Besprechungen beschäftigt. Wir arbeiten vor allem daran, dass sich der Übungsbetrieb nach der Corona-Pause wieder normalisiert. Einsatz gab es noch keinen, aber bei unseren Einsätzen wird sich ohnehin nicht viel ändern, denn ich hatte ja auch vorher als Kommandant-Stellvertreterin schon eine gewisse Verantwortung zu tragen, und wir sind in unserer Feuerwehr ein eingespieltes Team.

 

Die Feuerwehren gelten nach wie vor als Männer-Domäne. Gibt es da eventuell Unterschiede bei der Herangehensweise als Frau an der Spitze?

Das kann ich derzeit noch nicht wirklich beantworten. Kann sein, da Frauen in gewissen Bereichen eine andere Sichtweise haben als Männer.

 

Welche Ziele sind Ihnen als Kommandantin für Ihre Ortsfeuerwehr wichtig?

Durch die tolle Arbeit meines Vorgängers ist unsere Feuerwehr auf einem guten Stand, was die Ausbildung und auch die Ausrüstung betrifft. Mein oberstes Ziel ist es dies beizubehalten und vor allem auch die Kameraden weiterhin zu motivieren, sich weiterzubilden. Kameradschaft ist natürlich auch ein wichtiges Thema aber aktuell auch ein sehr schwieriges. Wir sind froh, dass man demnächst wieder etwas mehr machen kann.

 

Wie ist es um den Feuerwehr-Nachwuchs bestellt. Bei vielen Vereinen geht ja diesbezüglich ein Stöhnen um.

Ja, das Nachwuchsproblem ist auch bei uns ein Thema. Die Gründe dafür sind ziemlich vielfältig. Derzeit sind in unserer Wehr leider nur wenige Jugendliche aktiv, und einige andere müssen für die Ausbildung oder das Studium von hier weg. Aber Hoffnung machen uns zurzeit unsere hochmotivierten Kinder, die sich schon sehr für die Jugendfeuerwehr interessieren und es kaum erwarten können, der Jugendgruppe in Hermagor beizutreten.

 

Durch Corona mussten einige Feuerwehrfeste und -veranstaltungen abgesagt werden. Einnahmen in die Kameradschaftskasse fielen weg. Wie sehr „schmerzt“ das? Und was ist für heuer noch geplant, wenn es wieder möglich ist?

Natürlich schmerzt es, wenn gewisse Einnahmequellen wegfallen, da wir damit auch die Bekleidung und Ausrüstung mitfinanzieren, die wir regelmäßig ankaufen müssen. Normalerweise haben wir jeden Dezember einen Adventmarkt veranstaltet. Planen können wir für heuer aber leider nicht wirklich, da die Auflagen teilweise sehr streng sind, deshalb bleibt es derzeit noch offen, ob wir alle Veranstaltung, die wir machen möchten, auch machen können.

 

Wie bringen Sie Ihre Feuerwehrtätigkeit mit Ihrem Brotberuf als selbstständige Heilmasseurin unter einen Hut. Was wäre, wenn während einer Behandlung der Einsatz-Piepser losgeht?

Als Selbstständige habe ich freie Zeiteinteilung, was von Vorteil ist für planbare Feuerwehraktivitäten. Bei Einsätzen sieht das natürlich etwas anders aus. Da kann ich auch nicht immer kurzfristig weg. Wenn einer meiner Klienten im Behandlungszimmer steht und die Sirene geht, hängt es davon ab, welche Behandlung ich dann habe, ob es verschiebbar ist oder nicht. Wenn ich aber einmal nicht kann, weiß ich, dass ich mich auf meinen Stellvertreter und meine Kameraden verlassen kann. Die haben das auch ohne mich im Griff.

 

Welchen Wunschtraum hätten Sie privat noch? Vielleicht eine Weltreise?

Mit einer Weltreise ist es nicht sehr weit gefehlt. Den einen oder anderen Ort würde ich mir schon gern noch ansehen.

 

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern abschließend gefragt?

Grundsätzlich sehr gut, sehr schön gestaltet – nur würde ich mich sehr freuen, wenn man mehr über unser schönes Gailtal lesen könnte.

 

Kurz gefragt:

Beruf: Feuerwehrkommandantin und Heilmasseurin

Sternzeichen: Skorpion

Ich schaue gerne (TV, Film): Habe nicht viel Zeit zum Fernsehen, im Moment sind das eher Kinderfilme mit meinen zwei Jungs.

Ich trinke gerne: Ein gutes Gailtaler Wasser

Lieblingsblume: Lilie

Lebensmotto: Stärke ist einmal mehr aufstehen als umfallen.