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04. März 2022

Jochen Meyer (Trebesing)

Seit seiner Jugend begeistern Jochen Meyer (57) Comics und Cartoons. Anfangs der 1990er entwarf er erstmals Figuren für eine Zeichentrickfilmfirma, ab 2009 drängte es den christlichen Zeichner mit dem Künstlernamen „MirRoy“ immer mehr sich auch künstlerisch mit der Bibel zu befassen. Vor vier Jahren gründete er den „Oberkärntner Comiczeichner Treff“, wo man sich einmal im Monat im Café Moser in Spittal trifft (aus gegebenem Anlass leider schon länger nicht). Seit 2019 veranstaltet Mayer auch das jährliche Comicfestival „Austriatoon“ im Stadtpark in Spittal. Heuer als Mitmach-Comicausstellungfestival angesetzt, soll es vom 21. bis 27. Juni über die Bühne gehen. Jochen Meyer lebt mit Ehefrau Anna am Altersberg in der Gemeinde Trebesing, sie haben zwei Kinder.
Jochen Meyer (Trebesing)

Comics sind seine Berufung

OVT: Herr Meyer, was fasziniert Sie an Comics und Cartoons so?

Jochen Meyer: Die Präzision dieser Kunst, die Ausdrucksstärke und Treffsicherheit. Wenn ein Bild mehr sagt als tausend Worte, welche Textberge kann ich mir mit einem Cartoon ersparen! Wie könnte ich eine Stimmung und Pointe mit Worten beschreiben, damit dieselbe Wirkung erzielt wird, wie durch einen Cartoon? Man muss auf so vielen Ebenen denken und Verbindungen herstellen und das Ganze mit dem Herzen, mit Reife und Philosophie, ja sogar seinem Glauben abstimmen. Auch ist diese Kunst meinungsbildend, denn ich muss mich entscheiden, was ich sagen will, mir also einen Standpunkt erarbeiten. Gute Karikaturen und Cartoons: da kann man nichts vernebeln. Ich muss messerscharf beobachten und hellwach dabei sein. Das alles ist Höchstarbeit und die macht klüger und gewiefter, mutiger, kritischer, achtsamer und sie macht Spaß – hoffe ich doch!

 

Im Juni 2021 lockte das Comicfestival viele Menschen in den Spittaler Stadtpark. Wie blicken Sie als Initiator darauf zurück?

Eigentlich war es kein Festival, denn die Politik forderte so viele Maßnahmen, dass einem der Wunsch nach Festival vergällt wurde. Aber die Jagd nach zeichnerischen Lösungen und Pointen machten uns auch hier erfindungsreich. Es wurde eine „Mitmach-Ausstellung“ draußen im Stadtpark. Die Arbeiten hängten wir an Leinen zwischen die Bäume und schon konnte jeder kommen und ohne G-Nachweis und Maske den scharfen, humoristischen Strich feiern. Zum Zeichnen stellten wir Heurigen-Garnituren in die Wiese. Regnen durfte es freilich nicht. Es war eine ganz besondere Zeit und Menschen sind weit angereist, von Graz, Oberösterreich bis Wien, extra wegen dieser Ausstellung.

 

Wie Leid tut es Ihnen wiederum um Ihren Comic-Adventkalender 2021?

So viel Vorbereitung, auch bereits vom Kulturamt Spittal – ein Danke übrigens – und dann kam es doch nicht zustande. Das Leben ist wie die Börsenkurve – es geht rauf und runter. Am Ende ist aber ein Aufwärtstrend sichtbar. Wir nehmen dieses Jahr einen neuen Anlauf. Zweimal hat es ja schon geklappt.

 

Wie würden Sie auch „Austriatoon“ kurz vorstellen?

Den gleichnamigen Verein haben meine Frau Anna und ich gegründet, damit Menschen durchs Zeichnen, Schreiben und Lachen in Form kommen. Körpertraining stählt die Muskeln, Comictraining massiert und belebt den Geist. Comicfestivals präsentieren normalerweise Comic-Künstler, ihre Werke und Verlage mit ihren Publikationen. Besucher sind nur als Konsumenten dabei. Bei unserem Festival kann jeder mitmachen. Du hast was Lustiges, Spannendes oder Trauriges erlebt, eine Geschichte erfunden, einen Witz, einen coolen Spruch, ein Gedicht oder Lied oder ein Märchen, dann helfen wir dir dabei das durch treffsichere Bilder zu klären. Was entsteht, kommt in die Ausstellung. So ist unser Festival eine Gruppenausstellung der gesamten Bevölkerung, unserer Heimat und unseren Gästen.

 

Sie haben im Vorjahr ein eigenes Regionalcomic herausgegeben, was hat es denn damit auf sich?

Wir sind täglich lärmenden, und beängstigenden Informationen ausgesetzt.  Das „Schnitzel Blatt“ soll hingegen eine Oase der Freude sein. Hier tauche ich ein in den Urwald der Erlebnisse und Träume der Menschen meiner Gegend. Menschen, die unser täglicher Mediendruck erstarren lässt, werden plötzlich beweglich, lösen Einschränkungen auf. Kürzlich sagte ein Zehnjähriger in meiner Zeichenstunde: „Ich dachte immer, ich kann nicht zeichnen, jetzt sehe ich, ich kann es doch!“ Das ist eine Form der Befreiung, die wir vielen wünschen. Heuer wollen wir das zweite „Schnitzel Blatt“ drucken. Wer eine Idee dafür hat, kann uns mailen (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Das Comicheft ist gratis. Im Kulturamt Spittal liegt es auf, dort kann man es auch für sein Geschäft oder Lokal abholen.  

 

Corona veränderte wohl unser aller Leben! Was sind für Sie die wichtigsten „Erfahrungen“ daraus?

Seuchen können gefährlich und tödlich sein. Aber katastrophal ist, wenn Menschen verängstigt, denk- und mundtot gemacht und gegeneinander aufgehetzt werden. Wenn man uns diese Denkstarre einbetonieren kann, kann man uns zu allem bringen. Das Vertrauen in die Politik liegt wohl nachhaltig in Scherben, ebenso das in eine objektive Berichterstattung. Wenn wir jetzt über den Krieg in der Ukraine lesen, schwelt darüber die Frage: „Was wollen sie uns jetzt wieder weismachen? Ein neuer Feind – müssen wir wieder in Angst erstarren? Wie heißt es so schön: „Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges“, sei es Krieg gegen ein Virus, gegen eine Weltanschauung oder gegen einen ganzen Staat.

 

Welchen Hobbies gehen Sie denn zum privaten Vergnügen gerne nach?

Wir haben einen riesigen Garten. So gehören zu meinen Hobbys neben Insektenstichen, Rosenkratzern, Sonnenbrand und Knochenweh, die Freude an der überbordenden Natur und was uns Schnecken und Vögel auf dem Teller lassen.

 

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern noch gefragt?

Gute Infos aus der Region! Interessante Leute und Aktionen werden vorgestellt. Ich werde mich bei einigen melden und sie zum Comiczeichnen einladen.

 

Kurz gefragt:

Beruf: Maler und Comiczeichner

Sternzeichen: Stier

Ich lese gerne: Die Bibel

Leibgericht: Bunter Salat aus dem Garten

Kleines „Laster“: Workaholic

Lebensmotto: „Tue das Gute, Wahre und Schöne“