OVT: Dr. Bleyer, Sie als Historikerin angesprochen – wie könnte man die Corona-Pandemie später vielleicht einmal sehen?
Dr. Alexandra Bleyer: Gewiss als Zeit der großen Herausforderung, vielleicht auch als Zäsur. Man kann bis zu einem gewissen Grad zwar Parallelen in der Vergangenheit finden (z.B. Justinianische Pest im 6. Jahrhundert, Spanische Grippe ab 1918), aber daraus lassen sich keine zuverlässigen Voraussagen für unsere Zukunft ableiten. Zu viele Faktoren spielen mit, wir können nur vermuten. Nur eines ist sicher: Es wird für Historiker in fünfzig Jahren spannend, auf das Jahr 2020 und seine Folgen zurückzublicken. Mich wird diese Frage dann aber wohl nicht mehr treffen …
Apropos Corona: Inwieweit betrifft die Pandemie Sie als Kulturjournalistin? Sie schreiben ja eine regelmäßige Kolumne für die Wochenendbeilage der „Salzburger Nachrichten“. Zudem ist die Kunstszene generell stark betroffen.
Ein derart weltbewegendes Thema geht wohl an kaum jemanden spurlos vorbei. Ich merke, dass es teilweise in meine Arbeit einfließt; beispielsweise habe ich mich in der Kolumne „War alles schon einmal da“ mit der Cholera und Quarantänemaßnahmen befasst sowie mit dem Run auf Klopapier im Zuge der Ölkrise 1973.
Die Absage von Veranstaltungen trifft die Kultur- und Kunstszene hart. Bei mir fielen etliche Lesungen und Workshops aus. Im Herbst sind aber über die Millstätter See Tourismus GmbH (MTG) Krimi-Tafeln am See geplant: Schifffahrt mit 4-Gänge-Menu und Lesung. Ich hoffe sehr, dass das – unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen – stattfinden kann.
Wo holen Sie sich die Ideen für ihre Krimis? Wie kamen Sie zum Krimischreiben?
Als mich Autorenkollegin Dorothea Böhme fragte, ob ich mit ihr zusammen einen „Kriminellen Freizeitführer für Kärnten“ schreiben wollte, war ich sofort dabei. Für „Wer mordet schon in Kärnten?“ (2015) verfasste ich drei Kurzgeschichten. Dabei entstand die Idee zum Jägerkrimi „Waidmannsdank“. Inspirationen liefert mir das Leben. Der eine oder andere Zeitgenosse könnte rein theoretisch schon Mordgelüste wecken …
Lesen Sie als Büchernärrin auch mal andere Krimi-Autorenkollegen oder -kolleginnen?
Als Ausgleich zur Fachliteratur lese ich gern humorvolle Krimis. Leider fehlt mir oft die Zeit.
Ihr „Waidmannsdank“ wurde 2019 verfilmt – wie sehr freut es Sie? Waren Sie bei den Dreharbeiten dabei und könnten Sie sich auch vorstellen, einmal in einem Ihrer Krimis selbst vor der Kamera zu stehen?
Die Freude kann man nicht beschreiben. Das ist vermutlich wie bei einem Lottosechser, nur fehlt mir da noch der Vergleich. „Echt“ angefühlt hat es sich erst, als ich – selbstverständlich! – bei den Dreharbeiten vorbeischaute. Vor der Kamera zu stehen ist aber nicht mein Fall.
Ihr Studium der Geschichtswissenschaft ist die Basis ihrer Sachbücher. Was ist Ihnen bei diesen Büchern das große Anliegen?
Geschichte ist alles, nur nicht langweilig. Das möchte ich z.B. mit meiner amüsanten Kulturgeschichte der Ehe und des Elterndaseins oder mit Napoleon (100 Seiten Reihe, Reclam Verlag) zeigen. Ein Forschungsschwerpunkt ist Propaganda. Mit meinen Büchern, aber auch mit Vorträgen und Workshops, will ich für Gefahren sensibilisieren und die politische Bildung und Medienkompetenz fördern.
Wie würden Sie uns ihre Kooperations-Partnerschaft mit der Stadtbücherei Spittal skizzieren?
Astrid Arztmann und ihr Team sind wahnsinnig engagiert, die Zusammenarbeit ist die reinste Freude! Kinder und Jugendliche liegen uns besonders am Herzen; u.a. wird die Schreibwerkstätte für junge Autoren und Autorinnen fortgesetzt. Für Schüler haben wir zum Thema politische Kommunikation, Medienkompetenz und Demokratie einen Workshop mit Theatersequenzen entwickelt. Sobald es die Umstände zulassen, wollen wir gemeinsam mit Ferdinand Kopeinig von der Theaterschule „Spotlight Porcia“ an der HLW Spittal durchstarten.
Welchen Wunschtraum hätten Sie denn privat noch?
Eine richtig große Bibliothek mit genügend Platz für meine Bücher.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern noch gefragt?
Gut! Ich schätze die Regionalität und das breite Themenspektrum. Zudem wird der Kunst- und Kulturszene viel Platz eingeräumt. Der „Oberkärntner Volltreffer“ gehört damit zur wöchentlichen Pflichtlektüre.
Beruf: Historikerin und Buchautorin
Sternzeichen: Jungfrau
Ich trinke gern: Kaffee
Lebensmotto: Aufgeben darf man nur einen Brief.