Die Grundablöse-Verfahren für den geplanten Ausbau der B 100 im Oberen Drautal und damit der Umfahrung von Greifenburg sind bereits im Gange, aber nicht alle Grundeigentümer und Landwirte sind mit dem Vorgehen einverstanden. In Greifenburg gab es abermals eine Kundgebung gegen die derzeitigen Ausbaupläne.
Nach aktuellem Stand sollen die Arbeiten zur Umfahrung Greifenburg und dem „Sicherheitsausbau“ der B 100 im Oberen Drautal diesen September starten. Dieses Datum ist auch einem Landesrechnungshof-Bericht (LRH) zu entnehmen. Das Umfahrungs-Projekt wurde nämlich im Herbst des Vorjahres einer Prüfung des LRH unterzogen und dabei einige Änderungsvorschläge eingebracht. Z. B. sei das Großvorhaben um rund 6 Mio Euro zu hoch veranschlagt gewesen. Kritisiert wurde auch die Kreuzungs-Lösung zwischen der B-100 und der Weißensee Straße mittels Unterflurtrasse und eine einfachere Kreisverkehr-Variante empfohlen.
Keine Ersatzflächen zur Verfügung
Bevor der bahnparallele Ausbau starten kann, müssen erst die betreffenden Grundstücke erworben werden. Diese sind großteils im Besitz von Landwirten und Agrargemeinschaften. Mit einer Ablöse sind aber nicht alle Grundbesitzer einverstanden. Von den rund 90 Grundbesitzern wollen etwa 15 Landwirte und zwei Agrargemeinschaften ihre Felder nicht für den Straßenbau hergeben und meldeten sich jetzt in Greifenburg zu Wort. „Der Wiederstand gegen die Grundablöse hat nichts mit einfachem Verweigern zu tun. Viele Ängste und Bedenken sind bei den Grundbesitzern und in der Bevölkerung entstanden, die auszuräumen sind“, sagte der betroffene Landwirt und zugleich Sprecher der Bürgerinitiative „Lebenswertes Oberes Drautal“, Michael Dünhofen. Dieser kritisiert, dass einerseits im Vorfeld getroffene Vereinbarungen nicht in die Ablöseverträge aufgenommen wurden, andererseits gebe es auch kein Angebot für Ersatz der landwirtschaftlichen Flächen. „Es hilft uns nichts, Geld für unsere Flächen zu bekommen, wenn keine andere zum Kauf zur Verfügung steht“, so Dünhofen. Der BI-Sprecher wies auch darauf hin, mehrere junge Landwirte betroffen sind, die in den letzten Jahren den Betrieb übernommen haben und hier im Regen stehen gelassen werden.
Hochwassergefahr für Sachsenburg
Verstärkung bekamen die betroffenen Landwirte und Ausbau-Kritiker von Verkehrsplaner Dr. Günter Emberger, selbst gebürtiger Greifenburger und betroffener Grundbesitzer sowie von Raumplaner DI Robert Unglaub, der sich schon seit 20 Jahren mit dem B-100 Ausbau im Oberen Drautal auseinandersetzte. Emberger wünsche sich von der Straßenbauabteilung des Landes eine „Drautal-verträglichere Lösung“ sowie mehr Transparenz und Mitspracherecht bei der Planung der neuen Trasse. „Vieles ist noch ungeklärt und darf nicht im stillen Kämmerchen ausgemacht werden“, so Emberger. Vor allem kritisierte er die derzeit aktuelle Trassenführung: „Eine ortsnahe Umfahrungsstraße, UVP-geprüft, wäre sinnvoller als der aktuelle Plan, der aus den 70ern stammt nach der Devise ‚möglichst schnell durchs Drautal‘, womit man eine Transitachse schafft. Das ist nicht mehr zeitgemäß“, so Emberger. Der geplante Straßenverlauf auf einem aufgeschütteten Damm schaffe neben einem Umweltproblem auch ein Hochwasserproblem im Drautal, schilderte Raumplaner Robert Unglaub. Im Falle eines Hochwassers stehen die Felder östlich und westlich von Greifenburg derzeit als Rückhalteflächen zur Verfügung. „Rund acht Hektar Ausgleichsfläche gehen verloren, das hat auch Auswirkungen“, so Unglaub. Trotz Flutschleusen sei es möglich, dass das Hochwasser nicht schnell genug in den Retentionsraum gelangt und somit Drau-abwärts stärker auftritt. In Sachsenburg, das sich derzeit mit Baumaßnahmen gegen künftige Hochwasser wappnet, würde sich das bemerkbar machen. Zum Ausgleich der verlorengegangenen Retentionsfläche sollen auf Höhe Fellbach Ausgleichsbecken geschaffen werden, so steht es auch im oben erwähnten Landesrechnungshofbericht. Eine Umfahrung sei für Greifenburg dringend nötig, weiß auch BI-Sprecher Dünhofen, der sich wünscht, dass die Politik das Thema B-100 Ausbau noch einmal überdenkt und sich die Enteignungen der Landwirte im Rahmen hält.