Im kärnten.museum (Landesmuseum) in Klagenfurt ist die große Sonderausstellung „Hinschaun! Poglejmo“ bis 26. Oktober 2025 zu sehen. Sie handelt von Kärnten und dem Nationalsozialismus und will dazu einladen und auffordern, einen unverstellten offenen und kritischen Blick auf die NS-Herrschaft in Kärnten zu werfen und sich – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – mit verdrängten Aspekten der eigenen Geschichte zu befassen.
Von Karl Brunner
Folgende Themen werden näher beleuchtet: Krieg und Zerstörung, Deportation, Zwangsarbeit, Repression, Massenmord, Widerstand und Wissenschaft – sowie die Nachkriegskontinuitäten, die Rolle von Institutionen und den Umgang mit Täterschaft bis heute. Von Kärnten aus führen die Spuren zu Tatorten in Norwegen, Polen, Frankreich, Italien, Kroatien, Slowenien und Kärnten – etwa nach Narvik, Zamość, Lublin, Sobibor, Oradour, Triest, Lipa, Begunje, Spittal an der Drau, Dellach im Drautal, Himmelberg, Klagenfurt, Zell und auf den Loiblpass.
Das Jahr 2025 steht europaweit im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren (8. Mai 1945). Diese Sonderausstellung ist ein Beitrag zum Erinnerungsjahr 2025, in dessen Rahmen intensive Erinnerungsarbeit geleistet wird – Ausstellungen, Theater, Tanz, Film sowie Biografiearbeit setzen quer durch Kärnten mehrstimmige Akzente. Begleitveranstaltungen auf: www.kaernten.museum; www.erinnerungsjahr2025.at
Massengräber
Die Ausstellung beschäftigt sich in mehreren Kapiteln auch mit Oberkärnten. Im Raum zu den sowjetischen Kriegsgefangenen wird das Kriegsgefangenenlager STALAG XVIII B in Spittal auf dem Gelände der heutigen Türkkaserne gezeigt, wo wahrscheinlich mehrere tausend (genaue Zahl noch unbekannt) Kriegsgefangene an ihrer grausamen Behandlung durch die Wehrmacht zu Grunde gegangen sind. Die Massengräber in Aich und Tangern sind jedenfalls die größten Massengräber von NS-Opfern in Kärnten. In Spittal gibt es leider bis dato - abgesehen von den Obelisken der Roten Armee aus dem Jahr 1945 auf den zum Teil unzugänglichen Massengräbern - keine Informationen dazu, stellt der Historiker, Politikwissenschafter und vielfacher Autor Priv.-Doz. Mag. Dr. Peter Pirker fest. „Das ist ein wirklich beträchtliches Defizit der Erinnerungskultur in Kärnten, zumal hier die größte Opfergruppe des Nationalsozialismus in Kärnten, die sowjetischen Kriegsgefangenen, betroffen sind. Im STALAG XVIII B wurden auch jüdische Kriegsgefangene selektiert, dann der Gestapo übergeben und im KZ Dachau sofort ermordet.“
Fahrradexkursion ab Spittal
Das Titelsujet der Ausstellung zeigt ein Foto, das im März 1938 in Dellach im Drautal aufgenommen wurde. Es zeigt die Entwürdigung des langjährigen christlich-sozialen Dorflehrers Lorenz Lexer (stammte aus dem Lesachtal) durch lokale Nationalsozialisten und Gendarmen. Auf der letzten Seite der Begleitzeitung zur Ausstellung findet man einen kurzen Text von Peter Pirker über Lorenz Lexer (1912 – 1964). Im Rahmen des Veranstaltungsprogramms wird am Samstag, 6. September (ab 10 Uhr, Bahnhof Spittal, Kosten 20 Euro) eine Fahrradexkursion („Verdrängt & Vergessen“) zu den Schauplätzen und Erinnerungsorten in Spittal und Umgebung unter der Exkursionsleitung von Dr. Peter Pirker (Wissenschaftliche Geschäftsstelle, Erinnerungskultur, Landesmuseum für Kärnten, Klagenfurt;