Vanni Bianchi (61) hat eine besondere Leidenschaft: Vögel aus aller Welt. Mittlerweile beträgt seine Sammlung ca. 2.500 Exponate von rund um den Globus, die in seinem Museum „Vanni‘s Vogelwelt“ in Oberdrauburg ausgestellt sind. Seit 35 Jahren ist der gebürtige Udinese als Tierpräparator tätig. Vanni Bianchi lebt seit 2013 mit Gattin Adriana Fausto in Oberdrauburg. Auch Sohn Manuel ist bereits erfolgreicher Tierpräparator.
OVT: Herr Bianchi, was macht ein Tierpräparator? Es gilt aber auch aufzuklären, denn man stopft die Tiere ja nicht aus! Wie läuft das ab?
Vanni Bianchi: Nein, das Ausstopfen von Tieren geht auf Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte zurück. Damals wurden die Felle von Tieren in der Tat mit weichen Materialien ausgestopft, ohne auf die anatomischen Details zu achten. Heutzutage ist die Tierpräparation ein Handwerk, das Technik und Kunst kombiniert, um tote Tiere zu konservieren und ihnen ein „zweites Leben“ zu schenken. Das macht der Tierpräparator. Das Ziel ist es, die Exemplare gemäß der Natur zu bewahren und sie so real wie möglich darzustellen. Wenn beispielsweise das Körperinnere eines Tieres entfernt wurde, kommt ein Körper aus Kunststoff zum Einsatz. Der Vogel wird in die gewünschte Position gegeben, und es werden künstliche Augen aus Glas oder Acryl eingesetzt. Sobald die Haut getrocknet ist – so etwa nach zwei Wochen – wird die Farbe von Schnabel und Beinen aufgefrischt.
Wie kommen Sie zu den Tieren, die Sie präparieren?
Die Aufträge können vielfältig sein: Jäger, die ihre Trophäen behalten möchten; Menschen, die greifbare Erinnerungen an ihre verstorbenen Haustiere bewahren wollen; Museen, die Tierpräparate zu pädagogischen und Forschungszwecken bewahren. Ebenso manche Züchtern oder Zoos sind daran interessiert, einige ihrer wertvollsten Tiere zu präparieren, wenn sie sterben. Unter meinen Kunden gibt es auch leidenschaftliche Sammler von Vögeln oder Säugetieren. Natürlich muss zuvor die legale Herkunft des Tieres überprüft werden, die den geltenden Natur- und Artenschutzbestimmungen entsprechen muss.
Wie kann man den Beruf „Tierpräparator“ erlernen?
In Italien und anderen Ländern wird dieses Handwerk durch die direkte Zusammenarbeit mit anderen Präparatoren erlernt. Ich habe auf diese Weise gelernt und mein Sohn auch. Aber in Österreich kann man es in einer Berufsschule lernen, die Ausbildung dauert drei Jahre.
Braucht‘s dafür einen guten Magen? Es geht dabei auch schon ans „Eingemachte“!
Ich denke, es erfordert eine große Leidenschaft für Tiere und die Natur. Die Vorbereitung des Tieres brauche meistens „technisches“ Wissen und ja, ein bisschen guten Magen, um das Tier abzubalgen. Aber die Qualität des Präparates hängt mehr von den künstlerischen Fähigkeiten ab bzw. von der Erfahrung und dem Können des Tierpräparators, damit das Endergebnis originell und einzigartig ist.
Viele Tiere gibt‘s auch in „Vanni‘s Vogelwelt“ zu sehen. Wie würden Sie Ihr einzigartiges Museum in Oberdrauburg den Lesern beschreiben?
Ein erster Eindruck von unserem Museum kann überwältigend sein, denn wir haben mehr als 1.200 Vogelarten auf einer Fläche von 120 Quadratmetern ausgestellt. Sammlungen wie diese sind nur in großen Hauptstädten zu sehen. Die Ausstellung umfasst ca. 470 Europäische Vögel und mehr als 700 aus aller Welt. Wir präsentieren den größten und den kleinsten Vogel der Welt – einen Strauß und einen Kolibri, sogar die Nachbildung eines ausgestorbenen Vogels: der Dodo. Zu den Vögeln gibt es geografische Informationen, Infos zum Gefährdungsgrad und das in drei Sprachen. In diesem Museum wollen wir einen Ort der Begegnung bieten, an dem man die Vögel aus der Nähe bewundern kann. Wir freuen uns über jeden Besucher, den wir mit unserer Begeisterung für Vögel anstecken können!
Mit Ihrem Sohn Manuel haben Sie auch bereits Ihren Nachfolger.
Ja, schon bevor er laufen konnte, hat er gerne präparierte Tiere angefasst, später als Kind hat er alle Arten von Tieren in der Natur beobachtet. Schon im Alter von sechs Jahren konnte er einem kleinen Vogel die Haut abziehen. Als Jugendlicher kam er schon, um mir in der Werkstatt zu helfen und das Handwerk zu erlernen. Anschließend arbeitete er mit anderen Präparatoren in Europa zusammen und entwickelte seine Fähigkeiten weiter.
Er holte sich übrigens bei der WM der Tierpräparatoren 2022 in Springfield in den USA einen ersten Preis. Wie stolz macht die das?
Natürlich sehr stolz! Ich habe gute Bewertungen für seine Arbeit erwartet, aber ich hätte nicht gedacht, dass er einen ersten Preis in Kategorie „Kleine Säugetieren“ bekommen würde. Es handelte sich dabei nicht um einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Präparatoren, sondern um eine Art Prüfungswettbewerb, bei dem eine Jury mit hohen Standards bewertet.
Welchen Wunsch hätten Sie privat? Eine Weltreise …
Ich hätte gerne ein großes Stück Land, auf dem man natürlichen Bedingungen wiederherstellen kann, um heimischen Tieren, die ihren Lebensraum verloren haben, als Rückzugsgebiet zu dienen. Mit einem sauberen See, mit Waldgebieten, in denen Vögel nisten können, mit unbewirtschafteten Wiesen, mit einer großen Vielfalt an Insekten usw. Nun, das klingt utopisch, oder? Aber schon in Italien hatte ich mein Haus mit einem 1.700 m2 großen Grundstück, auf dem ich einen kleinen See inmitten einer natürlichen Umgebung erschaffen habe. Dort nisteten Wasserhühner, Enten und sogar Eisvögel.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“, gerne gefragt?
Wir lesen immer den Oberkärntner Volltreffer, um zu wissen, was um uns herum passiert. Manchmal erkenne ich Menschen in den Berichten wieder und ihre Geschichten inspirieren mich oft. In der letzten Ausgabe habe ich zum Beispiel erfahren, welche die Tierarten des Jahres 2025 sind. Ich finde diese Zeitung sehr umfangreich, weil es immer etwas Interessantes zu lesen gibt.
Kurz gefragt:
Vanni Bianchi (Oberdrauburg)
Tierpräparator
Sternzeichen: Krebs
Ich höre gerne (Musik): Musik der 80er- und 90er-Jahre
Lieblingsgetränk: Rotwein
Lieblingsfarbe: Violett
Lebensmotto: Was man heute tun kann, sollte man nicht auf morgen verschieben.