OVT: Herr Györi, wird ihre „Friedensbank“ denn „brav“ genutzt?
Thomas Györi: Bei meinen Rad-Touren zurzeit spekuliere ich natürlich schon ein bisschen und sehe dann, dass sie immer wieder genutzt wird. Somit weiß ich, ich habe nichts falsch gemacht. Genau dafür macht man es schließlich.
Was war der Auslöser für ihre „Friedensbank“?
Bereits vor einigen Jahren habe ich eine Bank im Ort gestalten dürfen. Diese war eine Art Experiment – eine Plexiglas-Kugel, die im Frühjahr in den See gestellt wurde und im Herbst wieder heraus. Diese Bank ging als Attraktion im Vorjahr in „Pension“. Der Tourismusverein trat an mich heran, ich möchte eine Nachfolgerin schaffen.
Friede als Hauptmotiv war aus Aktualitätsgründen rasch gefunden!
Da der Ukraine-Konflikt schon aktuell war, hat das natürlich hineingespielt. Mit dem Mirnock ist der „Friedensberg“ wiederum in der Nähe. „Mir“ bedeutet aus dem Slawischen ja „Frieden“. Für den Frieden – den „Mir“ – braucht es das „Wir“. Damit kann man im Kleinen beginnen. Diese beiden Schriftzüge sind auch als Symbol im Glimmerstein eingearbeitet.
Und so fand schließlich ein Fünf-Tonnen-Glimmerstein, der dafür fünf Jahre in Ihrem Atelier geschlummert hat, seine Bestimmung?
Ja, zudem ist es ein regionales Material. Gewonnen wurde der Quarz in den 1970ern beim Bau des Wolfsbergtunnels über Spittal. Das Gestein dort hat eine der höchsten Glimmerkonzentrationen weltweit. Nach 50 Jahren fand es durch meine Arbeit wieder zu seinem Ursprung zurück – an den Millstätter See.
Was wollen Sie mit Ihren Arbeiten generell ausdrücken?
Gerade in Zeiten wie diesen, wo eine Spaltung der Gesellschaft merkbar wird, die eigentlich mit dem Aufkommen der Handys um die Jahrtausendwende begann und heute im Aufkommen künstlicher Intelligenz einen weiteren Höhepunkt findet, ist es wichtig gesellschaftspolitisch aufzuzeigen. Dass einem Künstler das Herz sprichwörtlich auf der Zunge liegt, ist das Um und Auf – sei es bei sozialem Gewissen, Ethik oder Moral. Nochmals zur KI: Ich glaube nicht, dass sie eine positive Zukunft hat – zumindest nicht mit dem Bewusstsein, das die Menschheit heute hat!
Wo holen Sie sich die Ideen für Ihre Skulpturen?
Ich habe zwei Inspirationsquellen. Meine Familie, meine Kinder – und zum anderen aus Mutter Natur. Sie ist meine „Inspirations-Goldmine“ und ein Spiegel meiner inneren Natur.
Ihr Weg zur Bildhauerei führte über eine Steinmetz-Lehre?
Nach meiner schulischen Ausbildung und Lehre – ich lernte zudem auch Restaurator – ging ich in den Jahren nach dem deutschen Mauerfall nach Dresden und arbeitete bei den Sächsischen Sandsteinwerken. Das war nicht meins. So ging ich bald wieder zurück nach Kärnten und habe dann zwei Jahre mit Max Gangl im Krastal gearbeitet. Dabei holte ich mir die Basics, um mich fortan kreativ ausleben zu können.
Welchen Wunschtraum hätten Sie privat noch?
Der erste Flug mit meinen Kindern, zumindest mit zwei oder drei – und dann vielleicht nach Südamerika. Früher war ich gerne in Ecuador, Peru und Brasilien. Ich war ja dreimal im Amazonasgebiet, bin in den Anden gewesen oder habe von den Curanderos (traditionelle Heiler, Anm.) gelernt – und bekam von Menschen, die viel weniger hatten als viele im Westen, einfach alles! In Barcelona wollte ich längst schon mal auf den Spuren Antoni Gaudís wandern, Marrakesch in Marokko interessierte mich oder auch die Kornaten in der Adria. In letzter Zeit habe ich wiederum den Bregenzerwald entdeckt.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ noch gerne gefragt?
Super – besonders bei so einem relaxten Interviewtermin mit dem Redakteur.
Foto: Bei Thomas Györi geht´s schon so richtig zur Sache!
Kurz gefragt:
Sternzeichen: Schütze
Ich höre gern: Wenn Musikwelten aufeinanderprallen, Klassik meets Pop etwa
Leibspeise: Ein ungarisches Fisch-Paprikasch (eine Art Ragout mit viel Paprika)
Lieblingspflanze: Hollerbaum - mein Geburtsort heißt übrigens Hollenstein an der Ybbs/NÖ
Lebensmotto: Diese Welt haben wir nicht von unseren Großeltern geerbt, sondern von unseren Enkelkindern ausgeborgt