OVT: Prof. Jochum, warum sind geschichtlich-regionale Entwicklungen für die Menschen, die dort leben, so wichtig?
Prof. Franz Jochum: Der Markt Oberdrauburg, wie überhaupt der ländliche Raum, muss sich um seine Wurzeln kümmern. Historisches Erbe in seiner Gesamtheit, verbunden mit den Anforderungen der neuen Zeit,sind die Basis für gesunde Entwicklungen. Das Sichtbarmachen und Bewusstmachen der Besonderheiten dieses Siedlungsraumes soll die Bindung, insbesondere der jungen Menschen an den Ort stärken und die Landflucht verhindern.
Sind für Sie Katastrophen, Brände und Hochwasser seit Jahrhunderten in dieser Hinsicht maßgeblich?
Die vielen Katastrophen haben die Oberdrauburger gezwungen, immer neu zu beginnen. Gleichzeitig wurden beim Wiederaufbau Neuerungen berücksichtigt. Oberdrauburg verbindet Altes und Neues in mustergültiger Weise.
Wieso wurde Oberdrauburg zum Musterbeispiel für die Ortsentwicklung in Kärnten?
Das Schlüsselwort der Ortsentwicklung ist unter anderem „Nachhaltigkeit“. Aufbauend auf Konzepten aus 1990, die immer angepasst werden müssen, hat jeder Markt gelernt, in vielen Schritten - auch kleinen - seinen heutigen vorbildlichen Standard zu erreichen. Ob Infrastruktur, Baukultur oder Denkmalpflege: Ortsentwicklung ist ein Dauerprozess.
2012 erschien darüber ein neuer vielseitiger Bildband?
Da vorher schon sechs Bücher erschienen, war die Herausgabe dieses Bildbands nur eine logische Konsequenz. Als Grundlage diente uns dabei ein Fotoarchiv von rund 2.500 Bildern, das ich mit Heinz Moser zusammengestellt habe. Die Palette reicht von den Kelten über die Römer bis zur Neuzeit.
Wie viel Zeit und Mühen nahm dieser Bildband in Anspruch?
Ich brauchte dafür zwei Jahre, von Mühen will ich nicht sprechen, sondern von Freude. Und vor allem kann ich so meinem Heimatort viel zurückgeben.
Wie beschreiben Sie das Arbeitsgebiet eines Chronisten?
In meinem Fall ist die „Siedlungskammer“ Oberdrauburg und ihre 2000-jährige Geschichte in ihrer Vielfalt mein Arbeitsgebiet. Im Zuge der Grabungen waren aber auch Universitäten in München, Laibach, Klagenurt und Innsbruck eingebunden.
Sie sind pensionierter Postamts-Direktor. Wie konnten Sie früher die den Beruf mit den Tätigkeiten mit den Tätigkeiten als Politikers und als Chronist verbinden?
Wo sich Menschen treffen, findet Kommunikation statt. In einem Markt wie Oberdrauburg ist dies ein Teil der Lebensqualität. Es gab keine Überschneidungen.
Welchen Wunsch haben Sie noch für die Zukunft?
Gesundheit und Wohlergehen für meine Familie. Und - ich zitiere nun August Jaksch: „Möge der Markt in Zukunft von allem Unheil, besonders von Feuer und Überschwemmungen verschont bleiben. Möge er blühen und gedeihen!“
Wie gefällt Ihnen der Oberkärntner Volltreffer?
Ich bin ein Fan von Zeitungen. Deshalb bin ich froh, dass ich Informatives aus der Region über den „Oberkärntner Volltreffer“ erfahre. Möge auch er blühen und gedeihen!