OVT: Herr Obweger, wie sehr freut Sie die Wahl zum Bundesobmann persönlich? Für wie lange wird man denn gewählt?
Josef Obweger: Einerseits ist es eine Ehre von den Almwirtschaftsvereinen der Bundesländer einstimmig gewählt zu werden, andererseits natürlich auch eine große Herausforderung – vor allem auch zeitlich. Eine Funktionsperiode dauert vier Jahre.
Was sind die größten Herausforderungen für die österreichische Almwirtschaft?
Die größte Herausforderung ist, dass ausreichend Vieh auf die Almen aufgetrieben wird, denn nur mit Weidetieren können diese sinnvoll bewirtschaftet und offengehalten werden. Das vermehrte Auftreten von Wölfen hat in den letzten Jahren bereits einige Almbauern davon abgehalten, Schafe und Ziegen auf die Almen aufzutreiben. Bei vermehrter Rudelbildung wird sich das auch auf die Alpung von Rindern auswirken. Eine weitere Herausforderung ist der zunehmende Freizeitdruck auf unsere Almen.
Welche Ziele haben Sie für Ihre Amtszeit?
Als wichtiges Ziel möchte ich in der für die Almwirtschaft existenziellen Wolfsfrage die Zusammenarbeit mit Bayern, Südtirol und der Schweiz intensivieren – das sind nämlich auch Regionen, in denen es derzeit noch eine einigermaßen flächendeckende Almbewirtschaftung gibt, die nun zunehmend in Gefahr kommt. Und gemeinsam können wir auf europäischer Ebene mehr Gehör für die Sorgen der Almbewirtschafter erreichen. Wichtige Ansprechpartner in der Großraubwildthematik sind aber auch der Tourismus und die alpinen Vereine. Weiters sollten die qualitativ besonders hochwertigen „echten“ Almprodukte gezielter vermarktet werden und damit mehr Wertschöpfung bringen.
Wie sehen Sie die Bedeutung der Almwirtschaft in Österreich generell?
Durch die Beweidung wird die Landschaft offen gehalten, erst dadurch werden sie auch für den Tourismus und die Freizeitnutzung attraktiv. Zudem weist eine bewirtschaftete Alm eine besonders hohe Pflanzenvielfalt auf und schützt vor Lawinen und Erosionen.
Können Sie uns einige Kenndaten der österreichischen Almwirtschaft geben? Wie viele Almbauern gibt es? Wie viele Tiere sind gesamt auf den Almen?
In Österreich werden von 24.000 landwirtschaftlichen Betrieben jährlich 300.000 Rinder, 107.000 Schafe, 14.000 Ziegen und 10.000 Pferde auf insgesamt 8.000 Almen aufgetrieben.
Können Sie Ihre Bundestätigkeit mit der in Kärnten eng verknüpfen?
In vielen Bereichen schon, viele Themen betreffen ja alle sieben Bundesländer mit Almen in Österreich ganz gleich. Ich war bereits in den letzten 15 Jahren Stellvertreter des Bundesobmannes Erich Schwärzler aus Vorarlberg und damit auch bei mehreren Besprechungen und Sitzungen – vor allem in Wien – vertreten.
Sie sind auch Lehrer an einer landwirtschaftlichen Fachschule. Ergänzt sich das eine und das andere? Welche Fächer unterrichten Sie?
Es ergänzt sich deshalb sehr gut, da ich am Bildungszentrum Litzlhof und auf der landeseigenen Litzlhofalm den Unterrichtsgegenstand „Almwirtschaft“ in Theorie und Praxis unterrichte. Ich sehe es sogar als Privileg, wenn man seine Leidenschaft mit dem Beruf verbinden kann. Weiters unterrichte ich noch Tierhaltung sowie Bewegung und Sport.
Sind am Litzlhof vielleicht auch schon künftige Almbauern darunter?
Sehr viele sogar, im Bezirk Spittal, dem Haupteinzugsgebiet der Schule, befindet sich ja zirka die Hälfte der Kärntner Almen.
Die Basis all Ihrer Arbeit ist ja Ihr eigener Betrieb. Welche „Philosophie“ verfolgen Sie wiederum daheim?
Ich treibe in den Sommermonaten meine gesamten Rinder auf die Agrargemeinschaft Lammersdorfer Alm sowie eine kleine eigene Alm auf. Dabei lege ich großen Wert auf einen frühzeitigen Almauftrieb in Verbindung mit dem Koppeln – dem Unterteilen der Weideflächen; durch diese Maßnahmen kann eine Verstrauchung und Verunkrautung der Alm ohne teuren Maschineneinsatz weitgehend verhindert werden.
Welchen Wunschtraum hätten Sie privat?
Sehr viel Kraft schöpfe ich aus meiner großen Familie, und da sind Gesundheit und Zufriedenheit für mich die höchsten Güter. Alles andere ergibt sich dann von selbst.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gerne noch abschließend gefragt?
Der „Oberkärntner Volltreffer“ ist sehr informativ und vor allem regional – ein Grundsatz, den man übrigens auch beim Lebensmitteleinkauf in den Mittelpunkt stellen sollte!
Bild: Josef Obweger begrüßte die Teilnehmer der Österreichischen Almwirtschaftstagung, die heuer in Millstatt stattfand, auf der Heiligenbachalm. Foto: Kärntner Almwirtschaftsverein
Kurz gefragt:
Sternzeichen: Krebs
Ich höre gern (Musik): je nach Stimmung STS, Herbert Grönemeyer, Lieder von Kärntner Chören
Ich trinke gern: Unser gutes Wasser und ab und zu ein Glas Wein
Lieblingspflanze: Blutströpferl (Schwarzes Kohlröschen)
Lebensmotto: Wir denken zu selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.