Dr. Kurt Karpf (66) ist Obmann des Vereins „Historisches Molzbichl“, gegründet 1986. Durch sensationelle Funde mit seinen Helfern entstand 1991 das Museum Carantana, wo die Funde seither ausgestellt werden und er als ehrenamtlicher Kurator fungiert. Diesen Sonntag, 11. Mai – dem Muttertag –, öffnet das Museum wieder die Pforten. Kurt Karpf, der Geschichte und Volkskunde in Innsbruck und später Mittelalterarchäologie in Bamberg in Bayern studierte, war hauptberuflich 31 Jahre lang im Stadtmuseum Villach tätig, die letzten zehn Jahre davon als Direktor, und ging vor drei Jahren in Pension. Er lebt mit Gattin Elvira in Spittal, sie haben einen erwachsenen Sohn.
OVT: Dr. Karpf, wie kam‘s denn zum Verein „Historisches Molzbichl“?
Dr. Kurt Karpf: Es begann 1985 mit unseren Ausgrabungen bei der Kirche in Molzbichl. Diese machten wir damals, um den Nachweis zu erbringen, dass es im Ort bereits früh ein Kloster gegeben hat. Man berief sich dabei auf den um 1060 verwendeten zweiten Ortsnamen für Molzbichl: Munstiure. Der Name leitet sich vom lateinischen monasterium (Kloster) ab und deutet auf eine geistliche Gemeinschaft. Außerdem waren damals schon verzierte Marmorsteine bekannt, die gut zu einer Klosterkirche passten. All das war letztlich Anlass für die Grabungen und führte zur Gründung des Vereins. Die damaligen Forschungen machten wir übrigens mit Univ.-Prof. Dr. Franz Glaser, einem der renommiertesten Archäologen Österreichs, der uns bis heute als wissenschaftlicher Berater und Freund unterstützt.
Wie viele Mitglieder hat der Verein aktuell?
Es sind rund 150. Zum Großteil kommen sie aus Kärnten, viele aus unserem Dorf, ich bin ja auch in der Ecke Molzbichl und Rothenthurn aufgewachsen. Der Jahresbeitrag ist gering und beträgt 11 Euro.
Finanzen spielen ja eine nicht ganz unwichtige Rolle!
Für die gediegene Präsentation und hohe Qualität der ausgestellten Objekte in unserem „Carantana“ wurden wir mit dem österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Das ist die höchste Auszeichnung, die in Österreich an ein Museum vergeben wird. Daher bekommen wir Subventionen vom Land Kärnten und auch von der Stadt Spittal. Für den Neubau eines neuen Museumsgebäudes gab‘s
neben der städtischen Unterstützung zusätzlich eine EU-Förderung. 50.000 Euro hat unser Verein aber selbst beigetragen, eine bemerkenswerte Summe für einen kleinen historischen Dorfverein, wie ich
finde!
Welche Highlights würden Sie unseren Lesern bislang gerne nennen?
Highlight Nr. 1 war sicher der Nachweis des Klosters in Molzbichl. Es ist das älteste in Kärnten und stammt aus dem 8. Jahrhundert. Die Marmorausstattung der Klosterkirche, die wir im Museum zeigen, ist die besterhaltene in Österreich. Auch die Inschrift eines Heiligen aus dem Jahr 533 n. Chr. ist im Alpenraum einmalig. Das jüngste Highlight ist eine „gepfählte Bestattung“. Beim Freilegen eines Grabes fiel am Skelett ein deutlich sichtbares Loch im Brustbereich auf, verursacht durch einen hölzernen Pfahl. Das tat man seinerzeit aus Angst, der oder die Verstorbene könnte zu den Lebenden zurückkehren und Unheil stiften. Wissenschaftliche Untersuchungen am Skelett brachten letzten Endes erstaunliche Erkenntnisse. Mit neuesten Methoden der Genforschung wurde das Geschlecht als weiblich bestimmt. Die Frau lebte im 10. Jahrhundert, hatte blaue Augen, braunes Haar und war wohl eine Slawin. Warum sie gepfählt wurde, man also Angst vor ihr hatte, steht noch nicht fest, wird aber weiter untersucht. In den letzten Jahren entwickelte sich Molzbichl durch die spektakulären Funde auch zum Zentrum der Frühmittelalterforschung in Kärnten. Wir gelten als Kleinod unter den österreichischen Spezialmuseen.
Sie „vermitteln“ aber nicht nur übers Museum!
Das stimmt. Es gibt mehrere
Bücher und Broschüren, in denen vieles über Molzbichl und seine Ausgrabungen nachzulesen ist. Eine ganz neue Broschüre heißt übrigens „Archie“ und ist für unsere Jüngsten bestimmt. In der ersten Ausgabe wandelt die kleine Wühlmaus „Archie“ in Mönchskutte auf der Spur der Molzbichler Geschichte. Insgesamt sind fünf Büchlein dieser Serie geplant.
Woher kommt Ihre Leidenschaft nun fürs Forschen und Graben generell?
Geschichte hat mich immer inter-
essiert. Der Grundstein dazu wurde schon in der Volksschule von unseren Lehrern gelegt. Da hörte ich beispielsweise von Flechtwerksteinen oder Ringwallanlagen bei uns. Das hat mich fasziniert und war wohl mit ein Auslöser.
Es ist aber auch die Verbindung mit dem MGV „Liederquell“ Molzbichl zu erwähnen!
Ja, zum einen schon deshalb, weil viele Mitglieder des Gesangsvereins auch Mitglieder beim „Historischen Molzbichl“ sind. Einige haben selber bei den Ausgrabungen mitgemacht.
Sie waren ja auch ehemaliger Sänger!
Ja, aber das ist schon lange her. Der MGV Molzbichl bekam damals mit Burgi Leeb als einer der ersten Männergesangsvereine eine tolle, junge Chorleiterin. Sie sprach uns junge Burschen spontan an und konnte uns praktisch an der Theke für den MGV begeistern! Ich sang übrigens zweiten Tenor und spielte damals noch Akkordeon, da gehörte natürlich das Mitsingen auch ein bisschen dazu.
Und wie gefällt Ihnen der OVT gern abschließend gefragt?
Er gefällt mir gut, weil ich die
lokale Berichterstattung darin schätze. Ich mag auch die Interviews gerne. Gerade wenn man Leute vielleicht auch noch kennt, liest man das umso lieber. Und auch bei archäologischen Beiträgen bleibe ich natürlich gerne hängen.
Kurz gefragt:
Dr. Kurt Karpf
(Spittal)
Mittelalter-Archäologe, Historiker, Vereins-
obmann und Museumsdirektor i. R.
Sternzeichen: Skorpion
Ich höre gern: gute Musik von Klassik bis Deep Purple
Lieblingsgetränk: Weizenbier
Lieblingstier: Wanderfalke
Lebensmotto: Gesund bleiben, aktiv sein und nicht aufhören weiterzudenken.