Skip to main content
17. April 2025

Mölltaler sind besorgt um ihr Wasser

Randvoll war der große Saal beim Penker Wirt in der Gemeinde Reißeck bim „Radio Kärnten-Stammtisch“. Das geplante KELAG-Schwallausgleichskraftwerk stößt vielen Mölltalern sauer auf. Dass die Sorge um das Wasser im Tal groß ist, zeigte die zwei Stunden lange Diskussion.

Am Podium standen Bgm. Stefan Schupfer, „Rettet die Möll!!!“ Sprecherin Angelika Staats, Christian Rupp von der Kelag und Erich Auer vom Alpenverein. Die ORF-Moderatoren Horst Sattlegger und Andreas Kimeswenger leiteten die Diskussion.

Der „Radio Kärnten“ Stammtisch „Ein Ort am Wort“ war zu Gast in der Gemeinde Reißeck. Das Thema des Tages war das geplante Schwallausgleichskraftwerk an der Möll. Worum geht es? Durch das Anlaufen und Stoppen der Turbinen der Kraftwerksgruppe Fragant entsteht in der Möll die sogenannte „Schwall- und Sunk-Problematik“, die zu niedrigen und höheren Wasserständen in der Möll führt und für die Ökologie des Flusses schädlich ist. Nach einer EU-Vorgabe habe die Kelag dieses Problem zu lösen. Dies wäre durch mehrere Varianten möglich, die Kelag beharrt jedoch auf einer Variante, die zusätzlichen Stromerzeugung und damit zusätzlichen Gewinn bringt. In Planung ist ein Schwallausgleichskraftwerk bei Mühldorf, das über einen 17 km langen Stollen mit dem Wasser aus der Fraganter Kraftwerksgruppe versorgt wird. Was den Mölltalern dabei sauer aufstößt ist, dass dabei nur mehr sehr wenig Wasser in der Möll verbleibt. Man befürchtet Auswirkungen auf den Tourismus, die Landwirtschaft und die Wasserversorgung im Tal.

„Todesstoß für Tourismus“

Angelika Staats, die für die BI „Retten wir die Möll!!!“ am Podium stand, machte deren Standpunkt gleich deutlich: „Die Leute stellen sich Fragen! In unserem Tal wird von den Energieriesen 10-mal mehr Strom produziert, als das Tal braucht. Wir sind überzeugt, dass das Mölltal schon genug für die europäische Stromversorgung leistet“. Auch die Zubringerbäche der Möll werden von der E-Wirtschaft genutzt, wobei acht von zehn dieser Bächen kein Restwasser mehr führen. Die Folgen des geplanten Projektes seinen nicht absehbar, in den betroffenen Gemeinden Reiseck, Obervellach, Flattach, Mallnitz, Stall, Mühldorf habe man Angst um das Grundwasser und die Trinkwasserversorgung. Betroffen sei das Kleinklima im Tal und auch die Landwirtschaft und der Tourismus. Für diesen würde noch weniger Wasser in der Möll einen „Todesstoß“ bedeuten, sagte Unternehmer Marco Pristavec, der am Fluss ein Rafting-Camp betreibt.

Über neue Ideen nachdenken

Bgm. Stefan Schupfer trat als „inoffizieller Sprecher“ der Bürgermeister aus den sechs Gemeinden auf und ortete seine Gemeinde Reißeck als Hauptbetroffene durch die Baumaßnahmen. Der Spittaler Erich Auer – er ist Naturschutzreferent des Alpenvereins – bezeichnete das Mölltal als „Stromkolonie Österreichs und der EU“ und stellte die Frage, ob der Ausbaudruck der Kelag so groß sei. Der Landwirt und ehemalige Bio-Austria Obmann Rudi Vierbauch wies auf das Problem des sinkenden Grundwasserspiegels durch die Ableitung des Wassers hin, was die Feuchtwiesen in der Mölltaler Schattseite und damit die Futtergewinnung gefährde. Einen gemäßigteren Ton gegen die Kelag-Pläne schlug TVB Chefin Gerhild Hartweger an. Es werde Einschneidungen im Tal geben und von der Thematik „Wildes Wasser“ werde man sich auch im Tourismus "ein bisschen verabschieden und über neue Ideen nachdenken müssen", so Hartweger.

UVP wird bald präsentiert

Für die Kelag in den „Ring“ stieg Techniker und Entwickler Christian Rupp. Er betonte, dass es seit zweieinhalb Jahren einen Dialog mit dem Mölltal gebe und auf Themen, wie Grundwasser und versiegende Quellen Bedacht genommen wurde. Durch die Wasserrahmenrichtlinie sei der Konzern verpflichtet, die Schwall-Sunk-Problematik zu lösen. Man bevorzuge aber eine Variante, bei der zusätzliche Energie erzeugt wird. Das geplante Kraftwerk soll schließlich Strom für 25.000 Haushalte liefern. Auf die Frage des Moderators „Kommt für sie überhaupt eine andere Variante in Frage?“, lieferte Rupp für die meisten Anwesenden keine zufriedenstellende Antwort. „Unser Ansatz ist es schon, Schwall – Sunk zu lösen aber in Verbindung mit zusätzlicher Energieerzeugung“, so Rupp.  Die Umweltverträglichkeitsprüfung für das geplante Kraftwerk wird demnächst fertig sein und präsentiert werden. Zugleich wurde von den Bürgermeistern eine unabhängige Variantenstudie (Kosten: 30.000 Euro) in Auftrag gegeben, die beinahe zeitgleich mit der UVP fertig sein soll.