Yvonne Linder aus Oberdrauburg hat ein sehr großes Herz für Tiere. Die 46-Jährige setzt sich seit über 10 Jahren aktiv für den regionalen Tierschutz ein und betreibt die einzige Tierauffang- und Pflegestation in Oberkärnten. Aus diesem Grund leben sie und ihr Sohn stets mit einer großen Tierschar unter einem Dach.
Drei Hunde, fünf Katzen, vier griechische Landschildkröten, 25 Wellen- und Nymphensittiche, zwei Hasen, 25 Seiden- und Paduanerhühner und ein voll besetztes Aquarium – das sind die permanenten tierischen Mitbewohner von Yvonne Linder und ihrem Sohn Maxi in ihrem Haus in Oberdrauburg. „Aktuell leben auch noch zwölf Siebenschläfer bei mir. Zehn davon habe ich schon in den Winterschlaf versetzt, zwei sind noch zu klein dafür. Die pflege ich, bis auch sie soweit sind. Und im Frühjahr wildere ich alle aus“, erzählt Yvonne.
Kater Willi
Die 46-jährige Oberdrauburgerin bekam die Liebe zu den Tieren eigentlich schon in die Wiege gelegt. Als Tochter leidenschaftlicher Jäger lernte sie sehr früh, wie man mit den tierischen Geschöpfen respektvoll umgeht, sie hegt und pflegt. „Für viele passt Jäger und Tierschutz nicht zusammen. Ich bin der Beweis dafür, dass es sehr wohl passen kann. Die Liebe zu den Tieren verdanke ich meinen Eltern“, meint sie. Als ihr Hund vor zehn Jahren von einem LKW überfahren wurde, sollte eine Tier-Anzeige ihrem Leben eine ganz neue Richtung geben. „Ein gewisser Kater Willi suchte ein Plätzchen. Ich bot mich an und so lernte ich Anja Mariacher aus Leisach kennen“, schildert Yvonne. Mariacher hatte sie dem Tierschutz verschrieben und war von Yvonne als potentielle Mitstreiterin sofort angetan. „Wir trafen uns zwei Wochen nach dem Einzug von Kater Willi bei mir. Sie meinte, ich wäre die ideale Pflegestelle für heimat- und herrenlose Tiere.“
Das war der offizielle Startschuss von Yvonnes Engagement im regionalen Tierschutz. Beide unterstützten zudem die Lienzerin Sabrina Tschapeller, die mit ihrer Organisation „Hope – Hilfe für obdachlose Pfoten“ Hunde aus osteuropäischen Tötungsstationen befreite. „Einer meiner drei Hunde – Bailey - kam aus solch einer Tötungsstation in Ungarn. Er war ein Straßenhund und hatte nur drei Beine. Er sollte eigentlich zur Pflege bei mir bleiben bis er weitervermittelt wäre. Er ist jetzt noch bei mir“, so die leidenschaftliche Tierschützerin, die schon so ziemlich alle Tiere bei sich Zuhause hatte. „Hunde, Katzen, Hasen, Meerschweinchen, Chinchillas, Hamster, Wellensittiche, Schildkröten, Mäuse, Igel, Fuchs- und Fledermausbabys wohnten schon bei mir und wurden von mir aufgepäppelt. Eigentlich habe ich permanent Tiere bei mir daheim“, erzählt sie.
18 Tauben und drei Raben
Das liegt daran, dass Yvonne im gesamten Drau-, Möll- und Gailtal bis nach Villach die einzige Tierauffang- und Pflegestation betreibt. 15 bis 30 Katzenbabys sowie mindestens 30 große Katzen pro Jahr werden bei ihr abgegeben. Vor einem Monat hatte sie 18 Tauben zu betreuen, auch drei Raben lebten dieses Jahr schon bei ihr. Irgendwann waren die Kapazitäten im Haus erschöpft. Sohn Maxi teilte sich sein Zimmer bereits mit vielen Katzen und einem Fuchsbaby. Yvonne: „Für die Tauben und Raben habe ich heuer einen alten Wohnwagen von Freunden zur Pflegestation umgebaut und im Garten geparkt“, schmunzelt die 46-Jährige, die hauptberuflich in der OMV-Tankstelle Mariacher in Lienz arbeitet und als professionelle, mobile Perücken-Beraterin in der gesamten Region unterwegs ist.
46 gerettete Rehkitze
Trotz Tierliebe stößt auch sie manchmal mental an ihre Grenzen. „Mein Sohn beginnt zu pubertieren, ich arbeite Vollzeit und Zuhause betreue ich noch eine bunte Tierschar, die immer größer wird. Alle Tierarztrechnungen bezahle ich aus eigener Tasche. Ab und zu denke ich mir schon, dass ich endlich lernen muss, einmal Nein zu sagen.“ Tausende von Euro investierte Yvonne in den vergangenen Jahren in ihre tierischen Schützlinge. Für die vielen kranken Katzen, die man ihr bringt, richtete sie sogar eine Quarantäne-Station in ihrem Haus ein. Warum engagiert sie sich so sehr für diese Tiere? Yvonne: „Weil Tiere immer ehrlich sind. Und weil ich sie immer schon geliebt habe.“
Dieses Frühjahr engagierte sie sich zusammen mit Anja Mariacher zum ersten Mal im selbst gegründeten „Rehkitzrettungs-Team“. Yvonne: „Wir konnten 46 Kitze in nur drei Wochen vor dem sicheren Mähtod retten. Hoffentlich melden sich auch nächstes Jahr wieder viele Bauern!“.
Magdalena Girstmair