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28. November 2024

Kapellmeisterin Katrin Goller, Oberring/Lesachtal:

Die gelernte Bankkauffrau Katrin Goller kommt aus St. Johann auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg, Deutschland), seit über einem Jahr lebt sie im Lesachtal und dirigiert als Kapellmeisterin die weitum bekannte Trachtenkapelle Liesing. Das macht sie mit viel Erfahrung, großer Freude und innovativem Geist.

Bankerin Katrin Goller hat große Freude an der Musik und am Dirigieren. Foto: k.brunner

 Musik war schon immer ihr großes Hobby. Sie spielte wie ihr Vater, das Tenorhorn blasend, im heimischen Musikverein Upfingen der Gemeinde St. Johann mit, bald schon konnte Katrin Goller die musikalische Leitung der dortigen Jugendkapelle übernehmen. Immer wieder folgten Lehrgänge, Workshops, Seminare zur musikalischen Weiterbildung. Über zwanzig Jahre ist sie schon als Dirigentin ehrenamtlich im Einsatz. Sie hielt den Taktstock bei verschiedenen Musikkapellen in Baden-Württemberg, u.a. war sie beim Betriebssportverein der Kreissparkasse Reutlingen und bei der Musikkapelle Feldhausen-Harthausen engagiert. Kommunikativ und teamorientiert, das braucht es wohl für diese leitende und verantwortliche Aufgabe, für die neben Kompetenz auch viel Fingerspitzengefühl nur vorteilhaft sein kann.

Im September des Vorjahres übersiedelte sie nach Österreich und arbeitet nun als Bankerin bei der Raiffeisenbank Karnische Region in Kötschach, insbesondere zuständig für die Firmenkundenberatung. Meine Neugier fragte nach dem Warum der Übersiedlung. Ihre kurze Antwort „der Liebe wegen und der Musik“. Ausführlicher gesagt: beim großen Festival Woodstock der Blasmusik in Oberösterreich lernte sie Manuel Wilhelmer aus Oberring kennen, wo sie jetzt auch wohnt. Das Woodstock-Motto lautet dort: „So spielt das Leben“. „Wie wahr“, sagt die Neo-Lesachtalerin. Die Trachtenkapelle hatte einen Nachfolger für den jahrzehntelang aktiven Kapellmeister Gerhard Lexer gesucht, der auch musikalisch in Pension gehen wollte. „Ich habe mich auf die Stellenausschreibung hin offiziell beworben und die Stelle dann aufgrund meiner umfangreichen Vorerfahrung bekommen“, freut sich Goller darüber, diese tolle Möglichkeit in ihrer neuen Heimat erhalten zu haben, um nun hier und sozusagen vor der Haustüre „dirigieren“ zu können. Und dies als erste Kapellmeisterin dieser beliebten Trachtenkapelle, die im Jahr 1828 gegründet wurde.  Obmann der Kapelle bzw. des Musikvereins ist Michael Egartner. Derzeit wird intensiv für das alljährlich stattfindende Konzertereignis „Eine lange Winternacht“ (28. Dezember, 20 Uhr Kultursaal Liesing) geprobt.

Ein gutes Gefühl

Der Reiz als Kapellmeisterin? „Ich will den Menschen eine gute Zeit schenken. Ich bin zufrieden, wenn ich dem Publikum ein gutes Gefühl mitgeben kann. Auch die Musikanten schenken ihre Freizeit der Musik. Wenn von der Bühne eine positive Energie ins Publikum fließt, bekommt man sie auch wieder zurück, das verstärkt sich dann auf beiden Seiten. Das macht große Freude“, sagt die Kapellmeisterin. Es gehe darum, mit Lockerheit an die Sache heranzugehen und doch auch den schmalen Grat zwischen Spaß und Disziplin zu finden, um auf und vor der Bühne eine schöne Zeit durch ein gutes musikalisches Ergebnis und Erlebnis bieten zu können. Zuvor war Goller als kaufmännische Projektleiterin in der Baubranche und auch als Bereichsleiterin in einem Software-Unternehmen (E-Commerce-Branche) sowie über 13 Jahre in verschiedenen Bereichen in der Kreissparkasse Reutlingen tätig. Nun ist sie wieder Bankerin. Goller ist gelernte Bankfachfrau und absolvierte auch ein Masterstudium in Wirtschaftspsychologie. Weiterbildung war ihr immer wichtig und großes Engagement. „Ich interessiere mich für vieles und wollte vieles besser verstehen können“. Fachkompetenzen erwarb sie sich im Finanzmanagement wie auch zum Thema ganzheitliche Gesundheit und Ernährung. Weitere Hobbys sind Yoga, Bergwandern, Fotografie und vor allem Reisen (was wiederum zeitlich und durch eine Vertretung gut abgestimmt sein muss). Die Kapellmeisterin hat auch einen Stellvertreter, es ist David Lanner.

Vielfältige Blasmusik

Goller schwärmt über die Vielfalt, die die Blasmusik bietet. Mit keinem anderen Ensemble könne man so vielerlei Musikgenres abbilden, für jedes gelte es den passenden Gesamtklang zu erschaffen, sodass eine Polka, ein Pop-Song oder eine Ouvertüre eben nicht zum Beispiel wie ein Marsch klingt. Noch mehr Vielfalt in der Besetzung und Instrumentation sei immer möglich, sagt sie. Immer sei man bemüht, Traditionelles und Neues, Innovatives zu verbinden. Übrigens würde sie gerne mit der Kapelle auch einmal einen mehrtägigen Musikausflug in ihre alte Heimat, auf die Schwäbische Alb, machen wollen, ein Wunsch, der wohl auch umgesetzt werden könnte. Nach ihrem Lebensmotto befragt, antwortet die freundliche und so vielseitig begabte Bankerin und Kapellmeisterin auch gleich mit einem Zitat aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“.

Karl Brunner