Skip to main content
20. November 2025

Festakt in Hermagor: Gailregulierung seit 150 Jahren

Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe. Und Hochwasserschutz bedeutet noch mehr als (technischer) Schutz vor dem Hochwasser; die Aufgabe und Herausforderung wird in der Integration gesehen, (Hochwasser-)Schutz bzw. Sicherheit (Technik, Rückhaltebecken u.a.) mit Ökologie (Naturschutz, Fluss als Ökosystem) und sozialen Funktionen (Naturerleben, Erholung, Regionalentwicklung) innovativ und nachhaltig zu verbinden. Darüber war man sich kürzlich bei der Jubiläumsveranstaltung „150 Jahre Gailregulierung. Hochwasserschutz im Wandel der Zeit“ im Rathaus Hermagor einig.

Von Karl Brunner

Gailfluss mit der neuen Gailbrücke bei Tressdorf bzw. Unterdöbernitzen Foto k.brunner

Hier wurde auch das gleichlautende 120 Seiten starke Buch „150 Jahre Gailregulierung“ präsentiert. Es enthält Beiträge von Thomas Friedl, Hannes Poglitsch, Stephan Schober, Johann Wagner und Martin Wenk. Herzlich bedankt wurden Dipl. Ing. Hannes Poglitsch und sein Team, sie sind die „Macher“ vor Ort. Poglitsch, früher wäre er einfach nur „Gailbauleiter“, wie seine Vorgänger, genannt worden, offiziell heißt er nun bzw. ist er (seit 1994) der „Leiter der Unterabteilung Hermagor“, also der Unterabteilung der Abteilung 12 – Wasserwirtschaft des Amtes der Kärntner Landesregierung. Herausgegeben wurde das von Poglitsch redigierte Buch von der Abt. 12 Wasserwirtschaft Land Ktn. (Abteilungsvorstand Dipl. Ing. Norbert Sereinig) im Zusammenwirken mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK; Wien). Martin Wenk MA MSc (vom BMLUK, zuständig auch für Kärnten), Abteilungsvorstand Sereinig, Landesrat Daniel Fellner, BH Heinz Pansi und Hermagors Bgm. Leopold Astner dankten und würdigten die Verdienste und Leistungen der Gailregulierung bzw. Wasserwirtschaft in diesem Bereich. Sie hoben die Gail (wortgeschichtlich soll sie so viel bedeuten wie „die Überschäumende“; Flusslänge: 122 km) als ein Musterbeispiel der gelungenen Kombination von Hochwasserschutz, Ökologie und Naherholungsraum hervor. Auch BM Norbert Totschnig erwähnt im Vorwort die beispielhafte Gewässerentwicklung der Gail und würdigt die Pionierleistungen der Vergangenheit. Sereinig moderierte die sehr gut besuchte Veranstaltung, das Quartetto Brillante (Ltg. Gerald Waldner) bot großartige musikalische Untermalung.

Respekt für Pionierleistungen

Die Publikation gibt einen Überblick über die Hochwasserereignisse im Gailtal. Schwerpunktmäßig wird die wechselvolle, mittlerweile 150-jährige Geschichte der Regulierung und Gestaltung dieses südlichsten Alpenflusses Österreichs beschrieben. Zudem werden Naturschutz und Gewässerökologie beleuchtet und die viele umgesetzten Maßnahmen der letzten Jahrzehnte in geraffter Form gut verständlich dargestellt. Dipl. Ing. Dr. Stephan Schober (Abt 12. Wasserwirtschaft) und Martin Wenk (BMLUK) formulierten Zukunftsgedanken. Danach liege das Schutzkonzept der Gail in der Balance zwischen Hochwasserschutz und Raum für natürliche Dynamik. „Die Wasserwirtschaft kann im Schulterschluss mit Gemeinden, Fachdisziplinen, Bewohnerinnen und Bewohnern des Gailtals und der Natur mitgestalten“. Entscheidend seien Kooperation, Mut und ein klares Zielbild. „Dann kann aus der bereits 150-jährigen Geschichte der Gailregulierung ein weiterer erfolgreicher Abschnitt entstehen – geprägt von Resilienz gegenüber Hochwasser und einer lebendigen Gail“. Wie Poglitsch sagte, gelte allen, die an der Realisierung der Regulierung und ihrer Entwicklung im Lauf der 150 Jahre nach dem jeweiligen Stand des Wissens bestmöglich mitgewirkt haben, ein besonderer Respekt. Bis in die 1920er Jahre habe es keine Baumaschinen gegeben, die Bauwerke mussten in Handarbeit errichtet werden. Das sog. aktuelle „Gewässer Entwicklungs- und Risiko Managementkonzept“ („GE-RM Gail“) mit den stark auf Natur und Gewässerökologie abgestimmten Maßnahmen sei nur durch ausreichend öffentliche Mittel möglich. Bgm. Astner betonte angesichts aktueller Diskussionen um etwaige Kompetenz(-verlagerungen) auch den Wunsch und das Anliegen, die Kompetenzen, also „die Gailbauleitung“, jedenfalls weiterhin in Hermagor zu belassen und nicht weg zu zentralisieren.